24.1 Das Jahr der Deputationen (631 n.Chr.)

Nachdem Muhammad Mekka erobert hatte und von Tabuk zurückgekehrt war und nachdem auch die Thaqifiten sich bekehrt und ihm gehuldigt hatten, kamen aus allen Gegenden Arabiens Deputationen zu ihm. Dies war im Jahr 9 nach der Hidjra, das deswegen auch “Jahr der Deputationen” genannt wurde. Die Beduinen warteten nämlich ab, wie der Kampf zwischen dem Stamm der Quraisch und Muhammad ausgehen werde. Die Quraisch waren Führer und Vorbilder auf der Arabischen Halbinsel, Herren der heiligen Ka'ba, die auferstandenen Nachkommen Ismaels, des Sohnes Abrahams. Auch hatten die Quraisch als erste Muhammad widersprochen und den Krieg gegen ihn geschürt. Nachdem aber Mekka erobert worden war und die Quraisch sich Muhammad unterworfen hatten, wußten die benachbarten Beduinen, daß sie nicht die Macht haben würden, Muhammad erfolgreich zu bekriegen. Sie bekannten sich daher zum Glauben an Allah. Es heißt: “1 Als Allahs Beistand kam und damit die Eroberung, 2 sahst du wie die Leute scharenweise1 zum Glauben an Allah übertraten. 3 So preise und lobe den Herrn und flehe seine Gnade an! Er ist der Vergebende” (Sure al-Nasr 110,1-3).

24.2 Der Dichterstreit

Mit anderen Abgeordneten der Beduinen kam auch der Tamimite Utarid ibn Hadjib zu Muhammad. Er befand sich in Begleitung edler Tamimiten wie al-Aqra ibn Habis, Zibriqan ibn Badr und Amr ibn al-Ahtam al-Habhab. Al-Hutat war es, den Muhammad mit Mu'awiya ibn Sufyan verbrüderte.

Muhammad hatte seine Gefährten untereinander verbrüdert; Abu Bakr mit Umar, Uthman ibn 'Affan mit Abd al-Rahman ibn Auf, Talha ibn 'Ubaid Allah mit Zubair ibn al-Awwam, Abu Dharr al-Ghifari mit Miqdad ibn Amr al-Bahrani, Mu'awiya mit Hutat ibn Jazid al-Mudjaschi. Hutat starb unter dem Kalifat Mu'awiyas, und Mu'awiya übernahm aufgrund dieser Verbrüderung Hutats Hinterlassenschaft. Da richtete Farazdaq u.a. folgende Verse an Mu'awiya:
O Mu'awiya, dein Vater und Onkel haben Erbschaften hinterlassen. Ihre Verwandten sollen sie sich aneignen. Warum hast du das Erbteil Hutats aufgezehrt, während doch, was vom Erbteil Harbs übrig war, sich in deiner Hand befestigt?

Als die Abgeordneten der Tamim zur Ka'ba kamen, riefen sie hinter Muhammads Wohnung: “Komm heraus zu uns, Muhammad!” Dieses Geschrei mißfiel Muhammad, doch trat er heraus zu ihnen. Da sagten sie: “O Muhammad, wir sind gekommen, mit euch einen Wettstreit der Dichter zu veranstalten. Erlaube unserem Dichter und Redner zu sprechen.” Muhammad sagte: “Ich erlaube es.” Da erhob sich Utarid und sprach:
Gepriesen sei Allah, der über uns steht. Ihm gebührt zuerst die Ehre. Er hat uns zu Fürsten eingesetzt und uns große Güter geschenkt, mit denen wir Gutes tun. Er hat uns zu den Mächtigsten aller Bewohner des Ostens gemacht, den zahlreichsten und bestgerüsteten. Wer kommt uns gleich unter den Menschen? Sind wir nicht die Häupter der Menschheit, die Vorzüglichsten von allen? Wer uns den Ruhm streitig machen will,
der zähle auf, was wir aufzählen können. Wenn wir wollten, könnten wir noch viel sagen. Allein wir schämen uns, viel von dem zu sagen, was er uns verliehen hat. Auch sind wir dafür bekannt. Ich sage dies, damit ihr Gleiches vorbringt oder Besseres als wir.

Hierauf setzte er sich wieder und Muhammad sagte zu Thabit ibn Qays ibn al-Schammas:2 “Erhebe dich und widerlege die Rede dieses Mannes!”

Thabit erhob sich und sprach:

Gepriesen sei Allah, der Himmel und Erde geschaffen hat, in denen er seine Beschlüsse vollzieht, dessen Wissen seinen Thron umfaßt, durch dessen Güte allein alles besteht. Sodann hat er in seiner Allmacht uns zu Fürsten eingesetzt und aus den besten seiner Geschöpfe einen Gesandten erkoren, den edelsten an Abkunft, den wahrhaftigsten in seinen Reden und den vorzüglichsten an Adel. Er hat ihm seine Schrift offenbart und seine Geschöpfe anvertraut. Er ist der Auserwählte Allahs aus allen Wesen. Er rief die Menschen auf, an ihn zu glauben.
Seine Verwandten und die Ausgewanderten aus seinem Volke glauben an ihn, Männer vom edelsten Geschlecht, von schönstem Aussehen und von bestem Wandel. Wir waren die Ersten, welche dem Gesandten Allahs Gehör schenkten, als er zu Allah aufrief. Wir sind die Hilfsgenossen Allahs und die Bevollmächtigten seines Gesandten. Wir bekämpfen die Menschen, bis sie an Allah glauben. Wer an Allah und seinen Gesandten glaubt, rettet sein Leben und sein Gut. Wer Allah leugnet, den bekämpfen wir ununterbrochen und achten seinen Tod gering.3 Das ist meine Rede. Allah vergebe mir und allen gläubigen Männern und Frauen! Friede sei mit euch!

Hierauf erhob sich Zibriqan und sprach:

Die Edlen sind wir! Kein Stamm ist uns ebenbürtig. Aus unserer Mitte stammen die Fürsten. Durch uns blüht der Handel. Viele Stämme haben wir schon im Reitergefecht unterjocht. Verdient doch unsere Kraft, anerkannt zu werden. Wir verspeisen unseren Braten auch in Hungerjahren, wenn es im Lande draußen unheimlich ist. Deshalb siehst du des Nachts die edelsten Leute aus allen Ländern zu uns kommen. Wir beschäftigen uns mit ihrer Bewirtung und schlachten für die Ehre unseres Geschlechts ganze Kamelherden, so daß Gäste, die bei uns einkehren, gesättigt werden. Sooft wir mit einem anderen Stamm an Ruhm wetteifern, siehst du ihn gedemütigt und mit gesenktem Kopf weggehen. Wen kennen wir, der hierin uns den Ruhm streitig machen wollte? Die Leute mögen heimkehren. Die Kunde wird sich verbreiten. Wir widerstehen allen, aber niemand widersteht uns. So gelangen wir zu immer höherem Ruhm.

Hassan war nicht zugegen. Muhammad ließ ihn holen. Hassan selbst erzählte: “Muhammads Bote kam zu mir und sagte zu mir, Muhammad lasse mich rufen, damit ich dem Dichter der Banu Tamim antworte. Ich ging zu Muhammad und dichtete:

Wir haben den Gesandten Allahs gegen die Unzufriedenen und Unwilligen von Ma'd beschützt, als er sich bei uns niederließ. Wir haben ihn mit unseren Schwertern gegen jeden Frevler und Übeltäter beschützt, als er bei uns in ein abgesondertes Haus einkehrte, dessen Stärke und Macht in Djabiya al-Djaulan, mitten unter Fremden, ist. Besteht der Ruhm in etwas anderem als in alter Herrschaft, in Freigebigkeit, in Fürstenrang und im Ertragen schwerer Ereignisse?

Als ich zu Muhammad gelangte und der Dichter der Leute eben seine Verse rezitierte, dichtete ich nach seiner Weise, ihn widerlegend; und als er geendet hatte und Muhammad mich aufforderte, ihm zu antworten, begann ich:
Die Häupter von Fihr (ein Beduinenstamm) und ihre Brüder haben den Menschen den Weg vorgezeichnet, den sie wandeln sollen. Wer Allah in seinem Innern fürchtet, findet Wohlgefallen, und alles Gute wird ihm zuteil. Das sind die Leute, die ihrem Feinde, wenn sie ihn bekriegen, Verderben bringen und ihren Anhängern Nutzen. So war von jeher ihre Natur und wisse, das Übel der Menschen besteht in ihren Neuerungen. Wenn unter den Menschen noch andere vorangingen, so ist jedes Vorangehen, auch im Vergleich zum Letzten unter ihnen, ein Nachfolgen. Niemand kann flicken, was ihre Hände im Krieg zerrissen haben, noch zerreißen, was sie geflickt haben. Wenn sie mit den Menschen um die Wette laufen, tragen sie den Preis davon, und wenn sie mit den Männern des Ruhmes an Freigebigkeit wetteifern, so überragen sie sie. Sie sind tugendhaft. Ihre Tugend wird in der Offenbarung gerühmt. Sie verunreinigen sich nicht, und kein Gelüst stürzt sie ins Verderben. Sie geizen nicht mit ihrem Gut gegen ihren Nachbarn, und keine Gier bringt sie mit Schmutz in Berührung. Wenn wir uns gegen einen Stamm aufmachen, so gehen wir nicht langsamen Schrittes wie das Kamel, hinter welchem der Jäger auf das Wild losgeht. Wir steigen höher, wenn die Krallen des Krieges uns erreichen, während die Feigen davor zurückschrecken. Wenn wir den Feind schlagen, so prahlen wir nicht und wenn wir geschlagen werden, so sind wir nicht kleinmütig und furchtsam. Im Kampfe, wenn der Tod uns nahe ist, gleichen wir Löwen in Halya4, deren Fußgelenke verrenkt sind. Zürnen wir, so nimm von uns an, was wir großmütig gewähren. Trachte nicht nach Dingen, die wir einmal versagt haben. Führen wir Krieg, so fürchte unsere Feindschaft und betrachte sie als ein Verderben, in das du untertauchst, von Giftpflanzen und Salabäumen umgeben. Ehrwürdig ist ein Volk, das dem Gesandten Allahs folgt, wenn andere Scharen in ihren Leidenschaften auseinandergehen. Kein Herz bringt ihm ein Lob entgegen, das in seinen Wünschen von einer beredten, stolzen Zunge unterstützt wird. Es ist das vorzüglichste Volk unter allen Stämmen, sie mögen scherzen oder von ernsten Dingen reden.

Zibriqan hat sich dann erhoben und folgende Verse erwidert:
Wir sind zu dir gekommen, damit die Leute unsere Vorzüge erkennen, wenn sie bei herannahenden Festen darüber streiten. Wir sind die Häupter der Menschheit an jedem Ort. Niemand im ganzen Hidjaz kann sich mit Darim messen. Wir schlagen die Gezeichneten zurück, wenn sie stolz einhergehen, und hauen auf die Häupter der stolzen Führer ein. Uns gebührt ein Viertel bei jedem Kriegszug, den wir nach Nadjd oder ins Ausland machen.

Hassan erhob sich hierauf und antwortete:
Besteht der Ruhm in etwas anderem als in alter Herrschaft, Freigebigkeit und Ertragen schwerer Ereignisse? Wir haben den Propheten Muhammad aufgenommen und unterstützt, es mochte Ma'd genehm sein oder nicht, mit einem abgesonderten Stamm, dessen Ursprung in Djabia al-Djaulan, in der Mitte der Fremden liegt. Als er sich unter uns niederließ, sind wir ihm beigestanden mit unseren Schwertern gegen die Frevler und Übeltäter. Wir haben ihn mit unseren Söhnen und Töchtern beschirmt, und waren ihm nicht gram, als er über die Beute verfügte. Wir haben die Leute mit feinen, schneidenden Klingen geschlagen, bis sie seinem Glauben folgten. Wir haben den Ausgezeichnetsten aus Quraisch geboren, den Propheten des Heils aus dem Geschlechte Haschim. O Söhne Darims, prahlt nicht, damit eure Prahlerei bei der Erwähnung der Tugenden zu keinem Unglück für euch wird. Möget ihr verwaist werden! Ihr wollt euch über uns erheben und seid doch unser Gut, unsere Diener und Sklavinnen. Seid ihr gekommen, damit euer Gut und euer Blut geschont werde, daß ihr nicht wie andere Beute verteilt werdet, so stellt Allah keine Genossen zur Seite, werdet Moslems und kleidet euch nicht nach der Weise der Fremden!”

Als Hassan sein Gedicht rezitiert hatte, sagte al-Aqra: “Bei meinem Vater, dieser Mann verdient, daß man sich ihm anschließt. Sein Vertreter ist besser als der Unsrige. Sein Dichter übertrifft den Unsrigen und ihre Stimme ist lauter als die unsrige.” Hierauf bekehrten sie sich zum Islam und Muhammad belohnte sie mit reichen Geschenken. Von den Abgeordneten war Amr ibn al-Ahtam bei den Kamelen geblieben, weil er der Jüngste war. Qays ibn Asim, der ihn haßte, sagte zu Muhammad: “O Gesandter Allahs! Einer von uns ist bei unseren Kamelen geblieben!” Und er setzte geringschätzig hinzu: “Es ist ein junger Knabe!” Muhammad beschenkte ihn jedoch genauso wie die andern. Als Amr hörte, daß Qays ihn verspottet hatte, dichtete er:
Du hast mir meinen Hintern zerrissen und mich vor dem Gesandten geschmäht. Du hast nicht wahr gesprochen und das Ziel nicht erreicht. Wir haben eine glänzende Herrschaft über euch geführt, während eure Herrschaft den Mund aufsperrt, daß man die Backenzähne sieht und auf dem Schwanze sitzt.

Im Qur’an heißt es hierzu: “Die hinter dem Vorhang laut rufen, sind größtenteils unverständige Leute!”5 (Sure al-Hudjurat 49,4).

24.3 Zwei Feinde Allahs und ihr Los

Unter den Abgeordneten der Banu Amir6, die zu Muhammad kamen, befanden sich Amir ibn Tufail, Arbad ibn Qays, Khalid ibn Dja'far und Djabbar ibn Salma. Diese waren die Häupter und Satane7 des Stammes. Amir ibn Tufail, der Feind Allahs, kam zu Muhammad, um Verrat an ihm zu üben. Seine Stammesgenossen hatten zu ihm gesagt: “Alle Leute werden Moslems! Bekehre dich auch!” Darauf hatte er geantwortet: “Bei Allah, ich habe geschworen, nicht zu ruhen, bis alle Araber in meine Fußstapfen treten! Nun soll ich diesem Quraischiten folgen?” Er sagte dann zu Arbad: “Wenn wir zu dem Manne kommen, will ich seine Aufmerksamkeit von dir abziehen. Ist dies geschehen, so falle mit dem Schwert über ihn her!” Als sie zu Muhammad kamen, sagte Amir: “O Muhammad, laß mich mit dir allein reden!” Muhammad antwortete: “Bei Allah, nicht eher, als bis du an Allah den Einzigen glaubst.” Amir wiederholte seine Bitte und sagte noch anderes zu Muhammad, wobei er erwartete, daß Arbad seinen Befehl vollziehen werde. Arbad entsprach jedoch seiner Erwartung nicht. Als Amir dies sah, wiederholte er seine Bitte, aber Muhammad erwiderte: “Nicht eher, bis du an Allah, den Einzigen ohne einen Genossen glaubst.” Als Muhammad bei seiner Weigerung verharrte, sagte Amir: “Bei Allah, ich werde die Erde mit Reitern und Fußvolk gegen dich füllen!” Als er sich entfernte, sprach Muhammad: “Allah, schütze mich vor Amir ibn Tufail!”

Als die beiden Männer Muhammad verlassen hatten, sagte Amir zu Arbad: “Wehe dir! Wo bleibt die Ausführung des Befehls, den ich dir erteilt habe? Bei Allah, auf der ganzen Erde habe ich keinen Menschen mehr gefürchtet als dich. Von nun an aber fürchte ich dich nicht mehr.” Arbad erwiderte: “Mögest du keinen Vater haben! Übereile dich nicht in deinem Urteil gegen mich!”

“Bei Allah, sobald ich an deinen Befehl dachte, tratest du zwischen mich und jenen Mann, so daß ich nur dich sah. Hätte ich dich mit dem Schwert überfallen sollen?” Hierauf wollten sie in ihre Heimat zurückkehren. Aber auf dem Heimweg sandte Allah eine Pestbeule an den Hals Amirs und tötete ihn im Hause einer Frau von den Banu Salul. Amir sagte: “Soll ich eine Beule bekommen wie ein junges Kamel? Und dies im Hause einer Frau von den Banu Salul?” Nachdem Amir beerdigt war, begaben sich seine Gefährten in das Land der Banu Amir, um dort den Winter zuzubringen. Als sie heimkamen, fragten die Stammesgenossen Arbad, was er bringe. Er antwortete: “Nichts, bei Allah. Er hat uns aufgefordert, etwas anzubeten, auf das ich, wenn ich es hier bei mir hätte, mit Pfeilen schießen würde, um es zu töten!” Ein oder zwei Tage, nachdem er diese Worte gesagt hatte, zog er mit einem Kamel aus, das er verkaufen wollte. Da sandte Allah einen Blitz, der ihn und sein Kamel verbrannte.

24.4 Dimam ibn Tha'laba, der Abgeordnete der Banu Sa'd ibn Bakr8

Die Banu Sa'd ibn Bakr sandten einen der Ihrigen namens Dimam ibn Tha'laba zu Muhammad. Als er nach Medina kam, ließ er sein Kamel vor der Tür der Moschee niedersitzen und band es fest. Dann ging er in die Moschee, in der Muhammad in der Mitte seiner Gefährten saß. Dimam war ein starker, behaarter Mann mit zwei Locken. Als er vor Muhammad stand, fragte er: “Wer von euch ist der Sohn Abd al-Muttalibs?” Muhammad antwortete: “Ich bin es!” “Bist du Muhammad?” – “Ja.” – “Ich möchte wichtige Fragen an dich richten. Wirst du es nicht übelnehmen?” – “Nein, frage was du willst!” – “Ich beschwöre dich bei Allah, bei deinem Gott und dem deiner Vorfahren und deiner Nachfolger: Hat dich Allah als Gesandten zu uns geschickt?” – “Bei Allah, ja!” – “Ich beschwöre dich bei Allah, deinem Gott, dem Gott deiner Vorfahren und deiner Nachfolger: Hat dir Allah befohlen, uns zu ermahnen, ihn allein anzubeten, ihm keine Genossen an die Seite zu setzen und die Götter abzuschaffen, die unsere Vorfahren neben ihm angebetet haben?” – “Bei Allah, ja.” “Ich beschwöre dich bei Allah, deinem Gott, und dem Gott deiner Vorfahren und Nachfolger: Hat dir Allah befohlen, uns das fünfmalige Gebet vorzuschreiben?” – “Ja.” – Er erwähnte dann die Vorschriften des Islam, eine nach der andern, Almosen geben, Fasten, Pilgerfahrt, sowie andere Satzungen und beschwor ihn dabei jedesmal, wie er es zu Anfang getan. Als er fertig war, sagte er: “Ich bekenne, daß es keinen Gott gibt außer Allah, und daß Muhammad sein Gesandter ist. Ich werde diesen Vorschriften nachkommen, allem Verbotenen entsagen, nichts hinzusetzen noch etwas davon wegnehmen.” Hierauf kehrte er wieder zu seinem Kamel zurück. Muhammad sagte: “Wenn dieser Lockenkopf aufrichtig ist, kommt er ins Paradies.” Dimam band sein Kamel los und kehrte wieder zu seinen Stammesgenossen zurück. Als sie sich um ihn versammelten, war sein erstes Wort: “Lat und Uzza sind zuschanden geworden!” Die Leute riefen: “Still, Dimam! Fürchte den Aussatz, die Elephantiasis und den Wahnsinn!” Er aber sagte: “Wehe euch! Bei Allah, sie (die Götzen) können euch weder nützen noch schaden. Allah hat seinen Gesandten geschickt und ihm eine Schrift geoffenbart, wodurch er euch aus eurem bisherigen Zustand erlöst. Ich bekenne, daß Allah einzig ist, ohne Genossen, und daß Muhammad sein Diener und Gesandter ist. Ich bringe euch seine Gebote und Verbote.” Ehe es Abend wurde, waren alle Männer und Frauen in diesem Lager zum Islam bekehrt. Nach dem Bericht des Ibn 'Abbas hat man nie von einem ausgezeichneteren Abgeordneten gehört, als von Dimam.

24.5 Der Christ Djarud9 wird Moslem

Danach kam Djarud ibn Amr zu Muhammad. Er war Christ. Als er vor Muhammad trat, stellte ihm dieser den Islam vor und flößte ihm das Verlangen ein, ihn anzunehmen.

Da sagte Djarud: “O Muhammad! Ich habe einen Glauben, den ich nun für den deinigen aufgeben soll. Kannst du mir Ersatz für meinen Glauben verbürgen?” Muhammad antwortete: “Ja, ich bürge dafür, daß Allah dich zu einem Glauben geleitet hat, der besser ist als der deinige.” Da bekehrte Djarud sich zum Islam, und auch seine Gefährten wurden Moslems.10 Dann bat er Muhammad um Lasttiere. Muhammad entgegnete: “Bei Allah, ich habe keine herzugeben!” Da sagte er: “O Gesandter Allahs, zwischen uns und meiner Heimat gibt es viele verirrte Menschen.11 Sollen wir mit solchen in unsere Heimat ziehen?” Muhammad antwortete: “Nein, halte dich fern von ihnen. Sie sind Höllenflammen.” Al-Djarud kehrte dann wieder zu seinem Stamm zurück und wurde ein guter Moslem, der in seinem Glauben bis zu seinem Tod festblieb. Er lebte noch zur Zeit des Abfalls, als seine Stammesgenossen mit Gharur ibn al-Mundhir wieder zu ihrem alten Glauben zurückkehrten. Er aber sprach die Leute an und forderte sie auf, im Islam zu verharren und sagte: “Ich bekenne, ihr Leute, daß es keinen Gott gibt außer Allah und daß Muhammad sein Diener und Gesandter ist. Ich erkläre den für einen Ungläubigen, der dies nicht bekennt.”

24.6 Die Ankunft der Abgeordneten der Banu Hanifa mit Musaylima

Danach kamen die Abgeordneten der Banu Hanifa12. Unter ihnen befand sich Musaylima13 ibn Habib, der Lügner. Sie stiegen bei der Tochter des al-Harith ab, der Frau eines Hilfsgenossen von den Banu al-Nadjdjar. Die Abgeordneten der Banu Hanifa kamen zu Muhammad, ließen jedoch Musaylima im Lager zurück. Als sie sich zum Islam bekannt hatten, erwähnten sie ihn und sagten: “Wir haben einen unserer Gefährten im Lager bei den Kamelen zurückgelassen, um sie zu hüten.” Muhammad befahl, ihm das gleiche zu geben, was seine Gefährten erhalten hatten und sagte: “Er hat nicht den schlechtesten Platz unter euch.” Sie verließen dann Muhammad und brachten Musaylima, was Muhammad ihm geschenkt hatte. Als sie aber nach Yamama kamen, wurde der Feind Allahs abtrünnig, gab sich als Prophet aus, log sie an und sagte: “Ich bin sein Genosse.” Zu den Abgeordneten sagte er: “Hat er euch nicht gesagt, als ihr mich erwähntet, mein Platz sei nicht der schlechteste unter euch? Das kommt daher, weil er weiß, daß ich sein Genosse in dieser Sache bin.” Er sprach sie dann in Reimen an und sagte, den Qur’an nachahmend:
Allah war gütig gegen die Schwangeren.
Er bringt aus ihnen lebendes, bewegliches Wesen hervor,
zwischen dem Unterleib und den Eingeweiden.

Musaylima erlaubte ihnen Wein und Buhlerei und befreite sie vom Gebet. Und doch bekannte er, daß Muhammad ein Prophet sei und die Banu Hanifa stimmten ihm zu.

24.7 Die Ankunft des Zaid al-Khail mit den Abgeordneten von Tayyi'14

Unter den Abgeordneten von Tayyi', die zu Muhammad kamen, befand sich auch ihr Oberherr Zaid al-Khail. Muhammad stellte ihnen den Islam vor. Sie bekehrten sich und wurden fromme Moslems. Nach dem Bericht eines glaubwürdigen Tayyi'iten sagte Muhammad zu ihnen: “Es ist mir noch kein Beduine gerühmt worden, den ich nicht, wenn er zu mir kam, unter seinem Rufe gefunden hätte, außer Zaid al-Khail, von dem mir nicht genug gesagt wurde.” Er nannte ihn dann “Zaid al-Khair” (Zaid, der Gute oder Beste), schenkte ihm Beute und Ländereien und stellte ihm eine Urkunde darüber aus. Zaid kehrte hierauf wieder zu seinem Stamm zurück. Muhammad sagte: “Zaid wird dem Fieber Medinas nicht entgehen!” Als Zaid an das Wasser Farda in Nadjd kam, überfiel ihn das Fieber und er starb.

24.8 Der christliche Fürst 'Adi ibn Hatim wird Moslem

'Adi ibn Hatim erzählt: “Keinem Beduinen, der von Muhammad gehört hat, war er verhaßter als mir. Ich war ein angesehener Mann, ein Christ. Mein Volk erkannte mich als seinen Fürsten an, dem es ein Viertel (seiner Einkünfte) entrichtete. Ich war nach meiner Ansicht im rechten Glauben. Ich haßte daher Muhammad, als ich von ihm hörte und sagte zu meinem arabischen Sklaven, der meine Kamele hütete: ,Mögest du keinen Vater haben! Halte mir fette, zahme Kamele bereit, und wenn du hörst, daß Muhammads Truppen in dieses Land kommen, so sage es mir!’ Der Sklave befolgte diesen Befehl. Eines Morgens kam er und sagte: ,O 'Adi, tu jetzt, was du bei einem Überfall der Reiter Muhammads zu tun beschlossen hast. Ich habe Banner gesehen und gefragt. Man hat mir gesagt, es seien die Truppen Muhammads.’ Ich ließ mir meine Kamele vorführen, lud meine Frau und meine Kinder darauf und beschloß, mich zu meinen Glaubensgenossen nach Syrien zu begeben. Ich zog nach al-Djauschiya, ließ aber eine Schwester im Lager zurück, welche die Reiter Muhammads, die bald folgten, mit anderen Gefangenen von Tayyi' vor Muhammad brachten. Er hatte schon gehört, daß ich nach Syrien entflohen sei. Meine Schwester wurde vor dem Tor der Moschee in eine Hütte gebracht, in der die Gefangenen eingesperrt wurden. Als Muhammad an ihr vorüberkam, erhob sie sich und sagte: ,O Gesandter Allahs! Mein Vater ist tot und mein Fürsorger ist fern. Begnadige mich, Allah wird dir auch gnädig sein!’ Muhammad fragte: ,Wer ist dein Fürsorger?’ Sie antwortete: ,Adi, der Sohn Hatims!’ Da fragte er: ,Ist es der, der vor Allah und seinem Gesandten geflohen ist?’ Hierauf entfernte sich Muhammad.”

“Am andern Tag,” so erzählt das Mädchen, “kam er wieder an mir vorüber. Ich redete ihn in derselben Weise an, und er gab mir die gleiche Antwort. Als er am folgenden Tag wieder vorüberkam und ich schon alle Hoffnung aufgegeben hatte, gab mir ein Mann, der hinter ihm stand, ein Zeichen aufzustehen und ihn anzusprechen. Ich erhob mich und sagte: ,O Gesandter Allahs, mein Vater ist tot, mein Fürsorger ist fern, begnadige mich, Allah wird auch dir gnädig sein!’ Er antwortete: ‘Es sei, doch übereile deine Abreise nicht, bis du Leute von deinem Stamme findest, denen du Vertrauen schenkst, damit sie dich in deine Heimat zurückbringen. Dann gib mir Nachricht!’ Ich erkundigte mich dann nach dem Manne, der mir ein Zeichen gegeben hatte, Muhammad anzureden, und man sagte mir, es sei Ali gewesen. Ich blieb, bis eine Karawane von Bali oder Quda'a kam, denn ich wollte zu meinem Bruder nach Syrien. Dann sagte ich zu Muhammad: ‘Es sind Stammesgenossen von mir gekommen, denen ich Vertrauen schenken kann, daß sie mich in die Heimat bringen!’ Muhammad schenkte mir ein Kleid und ein Kamel und gab mir die nötigen Lebensmittel und ich reiste mit der Karawane nach Syrien.”

“Bei Allah,” erzählt Adi, “ich saß bei meiner Familie, als ich sah, wie eine Reisende auf uns zukam. Ich sagte: ‘Das ist die Tochter Hatims,’ und tatsächlich war sie es. Als sie vor mir stand, ergoß sie sich in Worten: ‘Du Übeltäter, der du die Bande der Verwandtschaft zerreißt. Du bist mit deiner Frau und deinen Kindern weggezogen und hast das Überbleibsel deines Vaters, deine Scham, zurückgelassen!’ Ich antwortete: ,Schwesterchen, sprich nur Gutes, ich habe keine Entschuldigung. Ich habe getan, was du gesagt hast.’

Sie stieg dann ab und blieb bei mir. Da sie eine verständige Person war, fragte ich sie: ,Was hältst du von Muhammad?’ Sie antwortete: ,Meine Ansicht ist, bei Allah, daß du dich eilig zu ihm begeben solltest, denn er ist ein Prophet. Wer zu ihm kommt, erwirbt bei ihm ein Vorrecht. Wird er als Fürst erstarken, so wirst du dadurch nicht erniedrigt, da dann auch der Jemen stark wird.’ Ich antwortete: ‘Bei Allah, das ist eine rechte Ansicht,’ und begab mich zu Muhammad nach Medina.

Er war in der Moschee. Ich trat hinein und grüßte ihn. Er fragte: ,Wer ist der Mann?’ Ich antwortete: ,Adi, der Sohn Hatims.’ Er stand auf und ging mit mir zu seinem Haus. Auf dem Weg begegneten wir einer schwachen, alten Frau, die ihn aufhielt. Er blieb lange bei ihr stehen, und sie trug ihm ihr Anliegen vor. Ich dachte: ‘Bei Allah, das ist kein König!’ Als er endlich mit mir in sein Haus trat, griff er nach einem mit Palmfasern gefüllten ledernen Kissen, warf es mir zu und sagte: ,Setze dich darauf!’ Ich entgegnete: ,Setze du dich darauf!’ Er erwiderte: ,Nein, du!’ Ich setzte mich, und er setzte sich auf den nackten Boden. Ich dachte: ‘Bei Allah, das ist nicht königlich!’ Er sagte dann: ,Nun, Adi, bist du nicht Rakusier15?” – ,Jawohl!’ – ‘Hast du nicht von deinem Volke ein Viertel erhoben?” – ‘Freilich!’ – ‘Das gestattet aber dein Glaube nicht!’ – ‘Du hast, bei Allah, recht!’ – Ich erkannte nun, daß er ein gottgesandter Prophet ist, der wußte, was anderen unbekannt ist. Dann sagte er: ,Vielleicht willst du unseren Glauben nicht annehmen, weil die Leute so arm sind.16 Aber, bei Allah, die Zeit ist nicht fern, da Geld und Gut bei uns im Überfluß vorhanden sein wird, daß sich niemand mehr findet, um sie zu nehmen.17 Oder schreckt dich vielleicht die große Zahl ihrer Feinde und ihre eigene geringe Zahl ab? Aber, bei Allah, du wirst bald hören, daß eine Frau ohne Furcht auf ihrem Kamel von Qadisiyya hierherkommen wird, um die Ka'ba zu besuchen. Oder willst du deshalb unseren Glauben nicht annehmen, weil das Reich und die Herrschaft bei anderen ist? Aber, bei Allah, du wirst bald hören, daß die weißen Marmorschlösser von Babel erobert worden sind.’ Hierauf bekehrte ich mich.”18 und wie eine Frau ohne Furcht von Qadisiyya auf ihrem Kamel abreiste, um zur Ka'ba zu pilgern und, bei Allah, die dritte Prophezeiung wird auch in Erfüllung gehen, Geld wird im Überfluß da sein, so daß keiner mehr danach greift.”

24.9 Die Ankunft des Farwa ibn Musaik al-Muradi

Farwa ibn Musaik trennte sich von den übrigen Fürsten der (christlichen) Banu Kinda19 und kam zu Muhammad. Kurz vor der Annahme des Islam war ein Kampf zwischen den Hamdan und den Murad ausgebrochen, in welchem die Hamdan einen vollständigen Sieg erfochten und die Murad an einem einzigen Tage, “al-Radm” genannt, gänzlich unterjochten. Der Führer der Murad war al-Adjda' ibn Malik. Als er zu Muhammad kam, fragte ihn dieser: “Bist du betrübt über das, was deinem Volk am Tage ,al-Radm’ widerfahren ist?” Er antwortete: “O Gesandter Allahs! Welchem Mann würde es nicht leid tun, wenn seinem Volk widerführe, was dem meinigen am Tage von al-Radm widerfahren ist?” Da antwortete Muhammad: “Aber das wird deinem Volk nur um so mehr Glück bringen!” Muhammad ernannte ihn dann zum Statthalter über Murad, Zubaid und Madhhidj und sandte Khalid ibn Sa'id ibn al-'As als Verwalter der Religionssteuer mit ihm. Khalid blieb bis zum Tode Muhammads bei ihm in seiner Heimat.20

24.10 Die Ankunft des Asch'ath ibn Qays mit Abgeordneten der christlichen Banu Kinda

Dann kam al-Asch'ath ibn Qays mit achtzig Reitern von den Banu Kinda21 zu Muhammad in die Moschee. Sie hatten vorher ihr Haar gekämmt, ihre Augenlider mit Kohle gefärbt und trugen Mäntel aus gestreiftem Stoff, der mit Seide umsäumt war. Muhammad fragte: “Seid ihr nicht Moslems?” Sie antworteten: “Freilich!” Da sagte Muhammad: “Was bedeutet denn die Seide22 an eurem Halse?” Da rissen sie sie ab und warfen sie weg. Dann sagte al-Asch'ath: “O Gesandter Allahs, wir sind Söhne des Aqil al-Murar wie du auch.” Muhammad lächelte und sagte: “Ihr schreibt diese Abstammung 'Abbas ibn Abd al-Muttalib und al-Harith Rabi'a zu, die, wenn sie als Kaufleute unter den Beduinen umherreisten und gefragt wurden, wo sie herstammten, großtuerisch sagten: ,Wir sind Söhne des Aqil al-Murar,’ weil die Banu Kinda Fürsten waren.” Dann sagte er: “Nicht so, wir sind Söhne des Nadr ibn Kinana. Wir verleugnen unsere Mutter nicht und geben unseren Vater nicht preis.” Da sagte al-Asch'ath: “Seid ihr zu Ende, ihr Banu Kinda? Bei Allah, wenn ich höre, daß jemand dies nochmals sagt, so versetze ich ihm achtzig Peitschenhiebe.”23

24.11 Die Ankunft des Surad ibn Abd Allah al-Azdi24

Dann kam Surad ibn Abd Allah al-Azdi mit weiteren Leuten seines Stammes zu Muhammad und wurde ein guter Moslem.25 Muhammad setzte ihn über die Gläubigen seines Stammes und befahl ihm, die benachbarten ungläubigen Stämme Jemens zu bekämpfen. Surad zog auf Befehl Muhammads aus, und belagerte Djurasch26. Djurasch war zu jener Zeit eine befestigte Stadt, in der niedere Stämme von Jemen wohnten, und wohin sich auch die Khath'am flüchteten, als sie von der Ankunft der Moslems hörten. Surad belagerte die Stadt nahezu einen Monat lang. Dann zog er ab nach dem Berge Schakr. Da die Bewohner der Stadt glaubten, er sei auf der Flucht, setzten sie ihm nach. Als sie ihn aber eingeholt hatten, wandte er sich um und tötete viele von ihnen.

Die Bewohner von Djurasch hatten schon früher zwei Männer zu Muhammad geschickt. Sie sollten sich umsehen und ihn um Gnade anflehen. Während sie eines Abends nach dem Nachmittagsgebet bei ihm saßen, fragte Muhammad sie: “In welchem Lande Allahs liegt Schakr?” Da erhoben sich die beiden Männer von Djurasch und sagten: “In unserem Land befindet sich ein Berg, den man ,Kaschr’ nennt.” (So nannten ihn die Leute von Djurasch.) Muhammad entgegnete: “Er heißt nicht ,Kaschr’ sondern ,Schakr’27. Sie fragten dann: “Und was ist mit diesem Berg?” Muhammad antwortete: “Die Opferkamele Allahs28 werden jetzt dort geschlachtet.” Die beiden Männer setzten sich dann zu Abu Bakr bzw. zu Uthman. Da sagte er: “Wehe euch! Muhammad verkündet euch den Tod eurer Stammesgenossen. Macht euch auf und bittet ihn, er möge zu Allah beten, daß er ablasse von eurem Stamm!” Sie gingen und baten Muhammad darum, und er sprach: “Allah! Laß ab von ihnen!” Hierauf kehrten sie in ihre Heimat zurück und fanden, daß ihre Leute am selben Tage und zur selben Stunde, die ihnen Muhammad angegeben hatte, von Surad geschlagen worden waren. Da begaben sich Abgeordnete von Djurasch zu Muhammad und bekehrten sich zum Islam. Muhammad ließ um ihren Ort herum die Grundstücke mit bestimmten Zeichen für Pferde, Kamele und Kühe zum Pflügen abstecken. Ein Fremder, der dennoch sein Vieh auf diesen Grundstücken weiden ließ, sollte seine Habe einbüßen.

24.12 Die Ankunft des Gesandten der Fürsten von Himyar29

Nach Muhammads Rückkehr von Tabuk brachte ein Gesandter ein Schreiben der Fürsten von Himyar. Es enthielt die Nachricht von der Bekehrung der Fürsten al-Harith ibn Abd Kulal, Nua'im ibn Abd Kulal, Nu'man, der Dhu Ru'ain genannt wird, Ma'afir und Hamdan. Der Gesandte hieß Malik ibn Murra al-Rahawi. Er war von den Zur'a Dhu Yazan mit der Nachricht geschickt worden, daß sie den Islam angenommen und sich vom Götzendienst und seinen Bekennern losgesagt hätten. Muhammad sandte ihnen folgendes Schreiben:

“Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen. Von Muhammad, dem Gesandten Allahs, dem Propheten, an Harith ibn Abd Kulal, Nua'im ibn Abd Kulal, Nu'man Dhu Ru'ain, Ma'afir und Hamdan. Ich preise Allah, den Einzigen, vor euch. Dann bestätige ich, daß euer Gesandter nach unserer Rückkehr aus dem Gebiet Ostroms (Byzanz) zu uns nach Medina gekommen ist und eure Botschaft zu uns gelangen ließ. Er hat uns von eurer Situation berichtet und uns mitgeteilt, daß ihr Moslems geworden seid und die Ungläubigen bekämpfen wollt.30 Allah hat euch seine Leitung geschenkt, wenn ihr fromm seid, Allah und seinem Gesandten folgt, das Gebet verrichtet, Almosen gebt und von der Beute ein Fünftel Allah zur Verfügung stellt, sowie das, was seinem Gesandten gebührt. Gebt auch, was in bezug auf die Religionssteuer vorgeschrieben ist! Von Gütern, die durch Quellen oder Regen getränkt werden, ist ein Zehntel und von solchen, die durch Eimer getränkt werden, die Hälfte zu entrichten. Von vierzig Kamelen ein junges Weibchen, das ins dritte Jahr geht, von dreißig ein junges Männchen, von fünf ein Schaf, von zehn zwei Schafe. Von vierzig Rindern eine Kuh, von dreißig ein Kalb. Von vierzig Schafen eins, das bereits allein weidet. Diese Steuer ist von Allah für die Gläubigen vorgeschrieben. Wer mehr Gutes tut, tut es zu seinem eigenen Besten. Wer aber auch nur dieses entrichtet, sich zum Islam bekennt und den Gläubigen gegen die Götzendiener beisteht, der gehört zu den Gläubigen und teilt mit ihnen Vorteile und Lasten.

Juden und Christen, die den Islam annehmen, teilen auch mit den andern Gläubigen Vorteile und Lasten. Die, welche bei ihrem Glauben verharren, sollen nicht abtrünnig gemacht werden.31 Sie müssen jedoch die Kopfsteuer bezahlen, nämlich jeder Erwachsene, weiblichen oder männlichen Geschlechts, sei er frei oder Sklave, einen vollwichtigen Dinar nach dem Werte der Ma'afir, oder einen Stoff von gleichem Wert. Wer dies dem Gesandten Allahs entrichtet, erhält den Schutz Allahs und seines Gesandten. Wer es verweigert, ist ein Feind Allahs und seines Gesandten.

Sodann schickt Muhammad, der Prophet, der Gesandte Allahs, Gesandte an die Zur'a Dhu Yazan, nämlich Mu'adh ibn Djabal, Abd Allah ibn Zaid, Malik ibn Ubada, Uqba ibn Namir, Malik ibn Murra und ihre Begleiter. Sammelt die Religions- und Kopfsteuer aus euren Bezirken und übergebt sie meinem Gesandten, deren Vorgesetzter Mu'adh ibn Djabal ist, damit sie zufrieden heimkehren!

Sodann bekennt, daß es keinen Gott gibt außer Allah und daß Muhammad sein Gesandter und sein Sklave ist!

Malik ibn Murra al-Rahawi hat mir berichtet, du seist als erster von den Himyar Moslem geworden und habest die Götzendiener bekämpft. Empfange gute Botschaft dafür! Behandle die Himyar gut; übt keinen Betrug und Verrat! Der Gesandte Allahs ist der Vormund der Armen unter euch, wie auch der Reichen. Die Religionssteuer ist sowohl für Muhammad als auch für seine Familie unantastbar. Sie dient zur Reinigung der Seelen der Geber32 und wird als Almosen für die armen Gläubigen und mittellose Reisende verwandt. Malik hat mir alles berichtet, und das Geheimnis bewahrt. Ich empfehle ihn euch. Ich schicke euch die besten Leute, die Gläubigsten und Gelehrtesten. Behandelt sie gut, wie es erwartet wird. Der Friede sei mit euch und Allahs Barmherzigkeit!”33

24.13 Die Sendung Mu'adh' nach dem Jemen

Abd Allah ibn Abi Bakr hat mir berichtet, ihm sei erzählt worden, als Muhammad Mu'adh absandte, habe er ihm allerlei Ermahnungen mit auf den Weg gegeben. Schließlich habe er gesagt: “Mache es leicht, nicht schwer. Verkündige ihnen Gutes, und stoße sie nicht ab! Du wirst zu Männern der Schrift kommen, die dich fragen werden: ,Was ist der Schlüssel des Paradieses?’34 Antworte ihnen: ‘Das Bekenntnis, daß Allah einzig ist und keinen Genossen hat.’” Mu'adh reiste dann nach dem Jemen ab und handelte nach den Befehlen Muhammads.

Einst kam im Jemen eine Frau zu ihm und sagte: “O Gefährte des Gesandten Allahs! Welche Rechte hat der Mann gegen seine Frau geltend zu machen?” Mu'adh antwortete: “Wehe dir! Die Frau kann gar nicht allen Obliegenheiten gegen ihren Mann nachkommen. Befleißige dich daher, soviel zu leisten, wie du nur kannst.” Da entgegnete sie: “Wenn du ein Gefährte des Gesandten Allahs bist, mußt du doch wissen, welche Rechte der Gatte ansprechen kann.”35 Mu'adh erwiderte: “Wehe dir, wenn du zu deinem Gatten gehst und merkst, daß ihm aus der Nase Eiter und Blut fließt, und du saugst es aus, damit es aufhört, so hast du noch immer nicht alles getan, was du ihm schuldig bist.”

24.14 Bekehrung des Statthalters von Mu'an36

Farwa ibn Amr ibn al-Nafira sandte einen Boten zu Muhammad, benachrichtigte ihn von seiner Bekehrung und schenkte ihm ein weißes Maultier. Farwa war der römische Statthalter von Mu'an und den arabischen Bezirken Syriens. Als die Römer von seiner Bekehrung hörten, ließen sie ihn festnehmen und warfen ihn in den Kerker. Als sie sich dann bei dem Wasser Afra in Palästina vereinigt hatten, um ihn zu kreuzigen, dichtete Farwa:
Ist wohl Salma Kunde geworden, daß ihr Geliebter
am Wasser Afra auf einem weiblichen Reittier sitzt,
dessen Mutter von keinem Männchen berührt worden ist,
dessen Seiten mit der Sichel abgehauen worden sind?

Nach Zuhri dichtete er, als man ihn vorführte, um ihn zu enthaupten und zu kreuzigen:
Verkünde den Häuptern der Gläubigen,
daß ich mich dem Herrn ergebe,
meine Gebeine und mein ganzes Dasein.37

 

24.15 Die Bekehrung der christlichen Banu al-Harith ibn Ka'b (Juli bis September 631 n.Chr.)

Im Monat Rabi'a al-Akhir (4. Monat) oder Djumada al-Ula (5. Monat) sandte Muhammad Khalid ibn Walid zu den Banu al-Harith ibn Ka'b nach Nadjran38 und befahl ihm, sie drei Tage lang zum Islam aufzurufen. Erst wenn sie ihm kein Gehör schenkten, solle er sie bekriegen. Als Khalid zu ihnen kam, sandte er seine Reiter nach allen Seiten aus, um sie zum Islam aufzurufen. Sie riefen: “O ihr Leute, bekehrt euch, dann bleibt ihr verschont!”39 Die Leute folgten dem Ruf und bekehrten sich. Khalid blieb bei ihnen, um sie den Islam, das Buch Allahs und die Gebräuche des Propheten zu lehren, wie ihm Muhammad für den Fall befohlen hatte, daß sie sich bekehren und keinen Krieg führen würden. Khalid schrieb dann an Muhammad: “Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen. An Muhammad, den Propheten und Gesandten Allahs, von Khalid ibn Walid. Friede sei über dir, Gesandter Allahs! Allahs Barmherzigkeit und Segen sei über dir! Ich preise dich, Allah, den Einzigen. Sodann, o Gesandter Allahs, dem Allah gnädig sei, du hast mich zu den Banu al-Harith geschickt und mir befohlen, sie drei Tage lang nicht zu bekriegen, sondern sie zum Islam aufzurufen, und sie als Gläubige anzusehen, wenn sie dem Rufe folgen, und sie in den Lehren des Islam, im Buch Allahs und den Gebräuchen seines Propheten zu unterrichten, sie aber zu bekriegen, wenn sie den Islam nicht annehmen. Ich habe sie nun, nach dem Befehl des Gesandten Allahs, drei Tage lang zum Islam aufgerufen und habe Reiter ausgeschickt, welche riefen: ,O ihr Banu al-Harith! Nehmt den Islam an, dann seid ihr verschont!’ Sie haben sich bekehrt und keinen Krieg geführt. Ich bleibe nun bei ihnen und lehre sie, was Allah geboten und verboten hat, und unterrichte sie in den Gesetzen des Islam und den Gebräuchen seines Propheten, bis der Gesandte Allahs mir schreiben wird. Friede sei mit dir, Gesandter Allahs! Allahs Barmherzigkeit und Segen sei über dir!”

Muhammad antwortete und schrieb ihm: “Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen. Von Muhammad, dem Propheten und Gesandten Allahs an Khalid ibn Walid. Friede sei über dir! Ich preise Allah, den Einzigen, für dich. Dein Brief ist durch deine Boten zu mir gelangt, in welchem du mir meldest, daß die Banu al-Harith sich bekehrt haben, ehe du sie bekriegt hast, daß sie dem Ruf zum Islam gefolgt sind und bekennen, daß es keinen Gott gibt außer Allah und daß Muhammad sein Diener und Gesandter ist und daß Allah sie geleitet hat. Verkündige ihnen Frieden, ermahne sie und kehre mit Abgeordneten von ihnen zurück! Friede sei mit dir und Allahs Segen und Barmherzigkeit!”

Khalid kehrte dann zu Muhammad zurück. Bei ihm waren als Abgeordnete der Banu al-Harith: Qays ibn al-Husain Dhu al-Ghusa, Jazid ibn Abd al-Madan, Jazid ibn al-Muhadjdjal, Abd Allah ibn Qurad al-Ziyadi, Schaddad ibn Abd Allah al-Qanani und Amr ibn Abd Allah al-Dibabi. Als Muhammad sie kommen sah, fragte er: “Wer sind diese Leute, die wie Inder aussehen?”40 Man antwortete ihm: “Es sind die Banu al-Harith ibn Ka'b.” Als sie vor Muhammad standen, grüßten sie ihn und sagten: “Wir bekennen, daß du ein Gesandter Allahs bist und daß es keinen Gott gibt außer Allah.” Muhammad erwiderte: “Und ich bekenne, daß es keinen Gott gibt außer Allah und daß ich ein Gesandter Allahs bin.” Muhammad fragte dann: “Seid ihr diejenigen, die, sooft sie zurückgeworfen werden, doch immer wieder vorwärts dringen?” Die Leute schwiegen und keiner antwortete. Auch als er diese Frage zweimal wiederholte, antwortete niemand. Erst, als er zum vierten Mal fragte, sagte Jazid ibn Abd al-Madan: “Ja, Gesandter Allahs, wir sind diejenigen, die, wenn sie zurückgeschlagen werden, wieder vorwärts schreiten.” Er wiederholte dies vier- mal. Muhammad sagte: “Wenn mir Khalid nicht geschrieben hätte, ihr wäret ohne Krieg zum Islam übergetreten, so hätte ich euch eure Häupter vor die Füße geworfen.” Da sagte Jazid: “Aber bei Allah, wir haben dies weder dir noch Khalid zu verdanken.” Muhammad fragte: “Wem habt ihr es dann zu verdanken?” Jazid antwortete: “Wir preisen Allah, der uns durch dich, Gesandter Allahs, geleitet hat.” Muhammad sagte: “Ihr habt wahr gesprochen!” Dann fragte er sie: “Womit habt ihr im Heidentum die besiegt, die euch bekriegt haben?” Sie antworteten: “Wir besiegten sie durch unsre Einigkeit. Wir spalteten uns nie und keiner von uns beging je eine Gewalttat.” Muhammad sagte: “Ihr habt wahr gesprochen!” Er ernannte dann Qays ibn al-Husain zum Vorgesetzten der Banu al-Harith, und ihre Abgeordneten kehrten Ende Schawwal (10. Monat) oder Anfang Dhu al-Qa'da (11. Monat, d.h. Februar 632 n.Chr.) wieder zu den Ihrigen zurück. Nicht ganz vier Monate später starb Muhammad. Allah sei ihm gnädig und segne ihn!

24.16 Wie Muhammad Amr ibn Hazm zu ihnen sandte

Nach der Abreise der Abgeordneten sandte Muhammad Amr ibn Hazm zu den Banu al-Harith, um sie in den Gesetzen, Gebräuchen und Lehren des Islam zu unterrichten und die Religionssteuer in Empfang zu nehmen. Er gab ihm auch folgendes Schreiben mit, das seine Bedingungen und Befehle enthielt:

“Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen. Dies ist eine klare Unterweisung von Allah und seinem Gesandten.41 O ihr, die ihr glaubt, erfüllt die Verträge! Dies ist eine Vorschrift von Muhammad, dem Propheten und Gesandten Allahs, an Amr ibn Hazm, als er ihn nach Jemen schickte. Er befiehlt ihm, in allem Allah zu fürchten, denn Allah ist mit denen, die ihn fürchten und die Gutes tun. Er befiehlt ihm, sich recht zu verhalten, wie es Allah befiehlt. Er soll den Leuten Gutes verkünden und ihnen das Gute einschärfen. Er soll die Leute den Qur’an lehren und dessen Gesetze erläutern und sie davon abhalten, den Qur’an zu berühren, wenn sie nicht rein sind. Er soll ihnen erklären, was sie zu erwarten und zu leisten haben. Er soll sie sanft behandeln, wenn sie im Recht sind und mit Strenge, wenn sie Unrecht begehen, denn Allah verabscheut Unrecht und verbietet es, indem es heißt: ,... Allahs Fluch komme über die Übeltäter!’ (Sure Hud 11,18). Er soll den Leuten das Paradies und seine Zeichen verkünden und mit der Hölle und ihren Wirkungen drohen und sich die Leute vornehmen, bis sie im Glauben unterrichtet sind und die Vorschriften und Gebräuche der Pilgerfahrt kennen, der großen und der kleinen Wallfahrt. Er verbiete den Leuten, zum Gebet das Gewand eines Kleineren anzuziehen, wenn sie nicht die beiden Enden um die Schultern umschlagen können. Auch soll niemand das Gewand eines anderen anziehen, das seine Scham nicht bedeckt. Ferner verbiete er den Männern, die Haare in Flechten in den Nacken hängen zu lassen, sowie auch bei einem Tumult ihren Stamm oder Geschlecht zu Hilfe zu rufen. Sie sollen den einzigen Gott anrufen, der keinen Genossen hat. Wer seinen Stamm oder sein Geschlecht zu Hilfe ruft, der soll mit dem Schwert heimgesucht werden, bis er Allah anruft.

Er gebiete auch den Leuten, sich vor dem Gebet vollkommen zu waschen, das Gesicht, die Hände bis zu den Ellbogen und die Füße bis an die Knöchel. Auch ihren Kopf sollen sie berühren, wie es Allah angeordnet hat. Sie sollen das Gebet zur bestimmten Zeit verrichten und sich ganz niederwerfen und demütigen, und zwar: Wenn der Morgen anbricht; wenn die Sonne des Mittags sich gegen Westen zu neigen anfängt; des Nachmittags, wenn die Sonne rückwärts geht; des Abends, wenn die Nacht anbricht, ehe noch Sterne am Himmel sichtbar sind und im ersten Teil der Nacht.42 Auch soll man zum Freitagsgebet gehen, wenn es ausgerufen wird und sich vorher waschen. Ferner befiehlt ihm Muhammad, den fünften Teil von der Beute für Allah zu nehmen, sowie die Steuern, ein Zehntel von den Gütern, die durch Quellen getränkt werden oder durch Regenwasser und die Hälfte von solchen, zu denen das Wasser getragen werden muß; von zehn Kamelen zwei Schafe, von zwanzig vier, von vierzig Rindern eine Kuh, von dreißig ein Kalb, von vierzig weidenden Schafen ein Schaf. Das ist die Vorschrift Allahs betreffs der Religionssteuer der Gläubigen. Wer mehr Gutes tut, tut es zu seinem Besten.

Juden und Christen, die sich freiwillig in reiner Absicht zum Islam bekehren und im Glauben des Islam wandeln, werden wie Gläubige in allen Vorteilen und Obliegenheiten behandelt. Wer beim Judentum und Christentum bleibt, soll nicht abtrünnig gemacht werden. Nur entrichte jeder Erwachsene, sei er frei oder Sklave, Mann oder Frau, einen vollen Dinar oder dessen Wert in Stoffen.43 Wer diese Steuer entrichtet, genießt den Schutz Allahs und seines Gesandten. Wer sie verweigert, ist ein Feind Allahs, seines Gesandten und aller Gläubigen. Allahs Erbarmen sei über Muhammad! Friede, Barmherzigkeit und Segen komme über ihn!”

 

24.17 Die Ankunft der Abgeordneten von Hamdan44

Unter den Abgeordneten von Hamdan, die zu Muhammad kamen, waren Malik ibn Namat, Abu Thaur, Malik ibn Aifa', Dimam ibn Malik al-Salmani und 'Amira ibn Malik al-Khaarifiy. Sie kamen zu Muhammad, als er von Tabuk zurückkehrte. Sie trugen kurze, gestreifte Kleider und Turbane aus Aden und hatten Sättel aus Maisstroh auf ihren Kamelen von Mahra und Arhab (zwei Stämme aus dem Jemen). Malik ibn Namat rezitierte:
Hamdan ist das beste Volk, und seine Fürsten
suchen in der Welt ihresgleichen.
Sein Wohnsitz ist ein fester Berg
und von ihm sind Helden hervorgegangen.
Dort thronen seine Fürsten,
dort finden sie die besten Lebensgenüsse.

Dann erhob sich Malik ibn Namat und sagte: “O Gesandter Allahs! Die Häupter der ansässigen und umherwandernden Hamdan kommen zu dir auf jungen, schnellen Kamelen, um die Bande des Islam zu ergreifen, damit sie in bezug auf Allah kein Tadel treffe. Sie kommen aus den Bezirken Kharif45, Yam und Schakir (zwei weitere jemenitische Stämme) und sind Männer der Herrschaft und der Führung. Sie haben dem Ruf des Gesandten Allahs Folge geleistet und ihre Götter und Heiligtümer aufgegeben. Sie brechen ihr Wort nicht, solange (der Berg) La'la steht und das Reh auf sanfter Erde läuft.”

Muhammad übergab ihnen folgendes Schreiben:46 “Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers. Dies ist ein Schreiben von Muhammad, dem Gesandten Allahs, an die Bewohner des Gebiets von Kharif und die Stämme, die am Berg Hadb und bei dem Sandhügel lagern, durch ihren Abgeordneten Dhu al-Misch'aar Maalik ibn Namat. Es gilt ebenfalls für seine Stammesgenossen, die mit ihm zum Islam übergetreten sind. Sie sollen im Besitz ihrer Höhen und Niederungen bleiben, solange sie das Gebet verrichten und Almosen geben. Sie sollen ihr Futter genießen und ihr Vieh auf die Weideplätze führen. Sie haben dafür das Versprechen Allahs und den Schutz seines Gesandten. Zeugen sind die Ausgewanderten und die Hilfsgenossen.”

24.18 Von den Lügnern Musaylima al-Hanafi aus Yamama (Bahrain) und al-Aswad al-'Ansi aus San'a' (Jemen)

Zur Zeit Muhammads hatten die zwei Lügner Musaylima ibn Habib vor den Banu Hanifa in Yamama und al-Aswad ibn Ka'b al-'Ansi in San'a' Reden gehalten. Zuverlässig ist überliefert, Muhammad habe einst über diese Männer auf der Kanzel gesagt: “O ihr Leute! Ich habe die Nacht der Vorherbestimmung gesehen und wieder vergessen. Dann sah ich an meinem Arme zwei goldene Ringe, aber sie mißfielen mir. Ich blies sie an und sie flogen weg, und ich deutete sie auf die beiden Lügner von Jemen und Yamama.” Muhammad setzte hinzu: “Die Auferstehungsstunde wird nicht kommen, ehe dreißig falsche Antichristen47 auftreten, die sich als Propheten ausgeben.”

24.19 Die Sendung der Emire und Bevollmächtigten für den Einzug der Religionssteuer

Muhammad schickte Emire und Statthalter aus, um in allen Gebieten der Arabischen Halbinsel, die dem Islam unterworfen worden waren, die Religionssteuer einzufordern. Er sandte Muhadjir ibn Abi Umaiyya nach San'a', doch al-'Ansi, der dort war, empörte sich gegen ihn. Ferner sandte er Zijad ibn Labid, den Hilfsgenossen, nach Hadramawt, um die Steuer einzutreiben. 'Adi ibn Hatim setzte er über Tayyi' und über die Banu Asad, Malik ibn Nuwaira über die Banu Handhala. Um die Steuer bei den Banu Sa'd zu erheben, beauftragte er zwei Männer aus deren Mitte. Über den einen Teil setzte er Zibriqan ibn Badr und über den anderen Qays ibn Asim. Ala ibn al-Hadrami sandte er nach Bahrain und Ali nach Nadjran, um dort die Religionssteuer einzutreiben und ihm die Kopfsteuer zu bringen.48

24.20 Das Schreiben Musaylimas49

Musaylima ibn Habib schrieb an Muhammad: “Von Musaylima, dem Gesandten Allahs, an Muhammad, den Gesandten Allahs. Friede sei über dir! Sodann wisse, daß ich dein Genosse bin in der Herrschaft. Die eine Hälfte der Erde gehört uns und die andere Hälfte den Quraisch; aber jene sind Übeltäter.” Zwei Boten überbrachten Muhammad dieses Schreiben. Als Muhammad den Brief gelesen hatte, fragte er die Boten: “Und was ist eure Meinung?” Sie antworteten: “Wir sprechen wie er.” Da sagte Muhammad: “Wenn Gesandte nicht unantastbar wären, so würde ich euch enthaupten!” Er schrieb dann an Musaylima: “Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers. Von Muhammad, dem Gesandten Allahs an Musaylima, den Lügner. Friede sei über dem, der der Leitung folgt. Sodann, die Erde gehört allein Allah! Er gibt sie als Erbteil demjenigen seiner Diener, der ihm beliebt.50 Den Gottesfürchtigen gebührt ein guter Ausgang.” Dies war am Ende des zehnten Jahres nach der Auswanderung.


Footnotes

1 Die massenweisen Übertritte zum Islam wurden zumeist nicht aus Überzeugung und Glauben vollzogen, sondern aus Opportunismus. Trotzdem lobte Muhammad Allah wegen der fortschreitenden Islamisierung der Arabischen Halbinsel. Der Islam war für ihn nicht allein Glaube und Religion, sondern vor allem Macht und Unterwerfung.

“Glaube” ist im Islam häufig verbunden mit Unterwerfung aus Angst. Mit dem Glauben aus Liebe und Vertrauen, den Jesus brachte, hat ein solcher Glaube nichts zu tun.

Der wahre Engel Gabriel sagte zu Josef: “Er (Jesus) wird sein Volk retten von seinen Sünden” (Matthäus 1,21) und in Lukas 24,46 und 47 prophezeite Jesus: “Es steht geschrieben, daß der Christus auf diese Weise leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen werde und daß in seinem Namen Umkehr zur Vergebung der Sünden gepredigt werden muß unter allen Völkern.”

2 Thabit war ein islamischer Dichter christlicher Herkunft, wie man an den biblischen Spuren seiner Poesie erkennen kann.

3 Diese Grundzüge des islamischen Denkens sind nicht die persönliche Auffassung des Dichters, sondern Bestandteil des islamischen Gesetzes. Alle Europäer, Asiaten, Afrikaner und Amerikaner sollten sich diese islamischen Prinzipien einprägen: “Wir bekämpfen die Menschen, bis sie alle an Allah glauben. Wer an Allah und seinen Gesandten glaubt, rettet sein Leben und sein Gut. Wer Allah leugnet, den bekämpfen wir ununterbrochen und achten seinen Tod gering.”

4 Ein Ort in Jemen, wo es viele Löwen gibt: Lisan al-'Arab.

5 Der Dichterstreit war eine geistige Form des Zweikampfes und umschrieb in poetischer Form die damalige Auffassung und Kultur der Animisten und der Moslems auf der Arabischen Halbinsel. Kampf, Sieg, Ehre und Recht waren dabei wichtiger als Glaube, Liebe und Hoffnung. Die Demut und Sanftmut fehlte und die Vergebung der Sünden war nicht gefragt.

6 Die Banu Amir ibn Sa'sa'a lebten in einem Gebiet etwa 300 bis 550 km nordöstlich von Mekka.

7 Die führenden Gegner Muhammads werden immer wieder “Satane” genannt.

8 Die Banu Sa'd ibn Bakr lebten in einem Gebiet ca. 130 km nordöstlich von Mekka.

9 Djarud gehörte zu den Banu 'Abd al-Qays, die im Osten der arabischen Halbinsel unter sassanidischem Einfluß lebten, ca. 1100 km östlich von Medina, am arabischen Golf gegenüber des heutigen Emirats Bahrain. Er war wahrscheinlich nestorianischer Christ.

10 Etliche Christen erkannten nach ihrer übereilten Annahme des Islam, was sie verloren hatten. Sie fielen wieder vom Islam ab und wurden später deshalb von den Moslems überrannt und besiegt.

11 Die “Verirrten” sind Christen, die in der Wüste der Gottesferne verdursten sollen, weil sie an Gott, den Vater und den Sohn glauben. Muhammad bezeichnet sie als “Brennmaterial für das (Höllen-)Feuer” (Sure Al Imran 3,10).

12 Die Banu Hanifa lebten nordwestlich der Banu 'Abd al-Qays in der Nähe des arabischen Golfs, in einem Gebiet etwa 860 bis 1100 km östlich von Medina gelegen.

13 Musaylima wurde im Islam zum Inbegriff des falschen Propheten. Daher die Redensart: “Er lügt wie Musaylima.” Die Verkleinerungsform “Maslama” soll ihn lächerlich machen.

14 Die Banu Tayyi' lebten im Herzen Arabiens ca. 380 bis 550 km nordöstlich von Medina.

15 Rakusier nennt man die Anhänger einer Religion, deren Glaube eine Mischung von Christentum und Sabäertum war.

16 Die mekkanischen Moslems waren nach ihrer Auswanderung in Medina trotz der Überfälle und Kriege nicht übermäßig reich geworden. Die Bewohner des fruchtbaren und wasserreichen Jemen besaßen einen höheren Wohlstand als die seßhaft gewordenen Beduinen in den trockenen Steppen und Wüsten der Arabischen Halbinsel.

17 Muhammads Vision vom großen Reichtum des Islam ging durch die späteren Eroberungen und durch die Erdölfunde in der neueren Zeit in Erfüllung. Der Reichtum der Araber aber blieb auf wenige herrschende Sippen beschränkt. In Saudi Arabien gibt es heute noch Beduinen, die neben höchstem Luxus darben.

18 Dieser Bericht macht deutlich, daß die Bekehrung zum Islam meist aufgrund materieller Verlockungen, aber ohne Sinneswandel erfolgte und mit der Bekehrung gemäß der Bibel nur den Namen gemeinsam hat. In der Apostelgeschichte lesen wir: “Bei diesen Worten ging es den Hörern wie ein Stich durchs Herz und sie sprachen: ,Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?’ Petrus antwortete ihnen: ,... ändert euren Sinn und laßt euch taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen’” (Apostelgeschichte 2,37-38).

Adi sagte später: “Zwei dieser Voraussagen sind bereits erfüllt, und die dritte wird, bei Allah, auch in Erfüllung gehen. Ich habe gesehen, wie die weißen Schlösser von Babel erobert worden sind

Falls diese Voraussagen Muhammads Inspirationen waren, so stammten sie aus dämonischer Quelle ähnlich wie die Versuchung Jesu: <b>“Da nimmt ihn der Teufel auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sagt zu ihm: ‘Dies alles will ich dir geben, wenn du vor mir niederfällst und mich anbetest’”</b> (Matthäus 4,8-9). Jesus aber sprach zu dem Bösen: <b>“Weg mit dir, Satan! Es steht geschrieben: ‘Du sollst Gott, deinen Herrn, anbeten und ihm allein dienen’”</b> (Matthäus 4,10). Das heißt, niemand kann wahre Anbetung und Beute, Heiligen Geist und Geld, Gott und irdische Macht zugleich anstreben. Er muß sich für das eine gegen das andere entscheiden. Der Islam hat sich für das Geld und die irdische Macht entschieden.

19 Diese christlichen Banu Kinda lebten im Hadramawt, ca. 1500 km südöstlich von Mekka am indischen Ozean (Heute Teil des Jemen).

20 Die Beduinen hatten einen Instinkt für militärische Stärke und schlossen sich Muhammad an. Dieser sandte Beauftragte mit Truppen zu den Neubekehrten, die mit der Religionssteuer ihre neuen Schutzherren und Religionslehrer finanzieren mußten. Nicht Opfer, Demut und Hilfe waren das Thema bei der Ausbreitung des Islam, sondern militärische Einsätze, Sieg und Religionssteuer. Muhammad baute ein irdisches Reich auf, ein Reich von dieser Welt.

21 Diese Banu Kinda lebten wohl im Raum Dumat al-Djandal, ca. 590 km nördlich von Medina.

22 Seidene Gewänder sowie Schmuck aus Gold und Silber sind nach der Tradition bei Männern unerwünscht und verpönt.

23 Feinde des Islam müssen, wenn sie den Namen Muhammads verunglimpfen, mit der Auspeitschung rechnen, bei der ihr Rücken zu einer breiigen Masse zerfetzt wird. Für alle, die den Islam bekämpfen, gilt das Wort Muhammads: “Wahrlich, die Strafe, die für diejenigen bestimmt ist, die Allah und seinen Gesandten bekämpfen und in der weiten Welt Unruhe anrichten, besteht darin, daß sie getötet oder gekreuzigt werden, daß ihnen ihre Hände und Füße wechselseitig abgehackt oder daß sie von der Erde vertilgt werden. Das ist ihre Strafe in dieser Welt und eine unendliche Qual in der Ewigkeit” (Sure al-Ma’ida 5,33).

Jesus aber betete für alle, die ihn kreuzigten: “Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun” (Lukas 23,34).

24 Dieser Mann gehörte zu dem Stamm der Banu Azd Schanu'a, die in einem Gebiet am Roten Meer 260 bis 430 km südlich von Mekka lebten, zwischen Mekka und dem Jemen.

25 Ein guter Moslem ist, wer “für den Islam mit der Waffe in der Hand und mit aller List kämpft,” um die Feinde Allahs zu vernichten.

26 "Djurasch" liegt ca. 490 km südlich von Mekka nahe der Karawanenstraße in den Jemen.

27 Konsonantenwechsel ohne Sinnänderung ist in der arabischen Sprache eine durchaus übliche Erscheinung.

28 Die Gegner des Islam werden hier als Opferkamele Allahs rein bezeichnet, die geschächtet (mit Halsschnitt getötet) werden. Jesus aber war das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegtrug. Der Islam kennt kein stellvertretendes Sühnopfer. Allerdings werden Moslems, die im Heiligen Krieg fallen, als eine Art “Opfer” bezeichnet, mit der sie sich ihre Rechtfertigung erkämpfen (siehe Sure al-Baqara 2,207).

29 Die Banu Himyar lebten im Jemen, mehr als 1000 km südlich von Mekka am indischen Ozean.

30 ”Moslem werden und für den Islam mit der Waffe kämpfen” gehört zusammen. Beute machen bleibt “die” Triebkraft im Islam, und die Religionssteuer wird als unerläßliche Pflicht jedem Moslem eingeschärft.

31 Juden und Christen müssen nach dem Qur’an und der Schari’a nicht unbedingt Moslems werden. Sie haben das Recht als Bürger zweiter Klasse im Raum des Islam zu leben, solange sie die Kopfsteuer (Djizya) bezahlen, die von der Religionssteuer der Moslems (Zakat) zu unterscheiden ist.

32 Opfer und Religionssteuer dienen der Rechtfertigung der Geber.

33 Der Friede im Islam ist ein Friede, der auf das Schwert aufgebaut ist. Dies ist kein geistlicher Friede, der “höher ist als alle Vernunft” (Philipper 4,7). Der Friede im Islam wird durch Unterwerfung hergestellt. Deshalb heißt der Gruß des Moslems: “Der Friede liegt auf euch.” Der Friede Christi indessen ist anderer Natur. Er wird angeboten und kann abgelehnt werden. Er wird nicht übergestülpt. Der Mensch wird seiner Verantwortlichkeit nicht beraubt. Christus sagte nach seiner Auferstehung zu seinen Jüngern: “Friede sei mit euch!” Deshalb sagen arabische Christen: “Salam lakum” (‘Friede gehört euch’). An dem Ausdruck: “Salam 'aleikum” (‘Friede liegt auf euch’) erkennt man den Moslem.

34 Die Ablehnung des Sohnes Gottes und des Heiligen Geistes gilt im Islam als Schlüssel zum Paradies. In Wirklichkeit schließt sich der Moslem mit der Verwerfung des Dreieinigen Gottes aus dem Paradies aus. Moslems verstocken sich selbst gegen das Heil in Christus.

35 Die Rechtsstellung des Moslems seinen Frauen gegenüber ist im Islam umfassend. Er ist ihnen übergeordnet und hat das Recht sie körperlich zu züchtigen, sobald er den Eindruck hat, daß sie gegen ihn aufbegehren. Seine Ehefrauen dagegen haben die uneingeschränkte Pflicht, ihm zu dienen.
Paulus erklärt das Geheimnis einer glücklichen Ehe mit der Liebe und Demut Christi. So wie ein Christ Jesus freiwillig untertan ist, soll eine Frau ihrem Mann untertan sein. Und so wie Christus die Gemeinde liebt und sich für sie geopfert hat, so soll der Mann seine Frau lieben und sich für seine Familie aufopfern.

In einer christlichen Ehe herrscht nicht Macht und Gewalt, sondern der Geist der Liebe, des Dienens und der gegenseitigen Unterordnung. Wo ein Mann in der Ehe Gewalt gegen seine Frau einsetzt, handelt er gegen den Geist Jesu (Epheser 5,21-33).

36 "Mu'an" liegt im südlichen Teil des heutigen Jordanien, ca. 760 km nordwestlich von Medina.

37 Falls diese Nachricht stimmt, ist der arabische Distriktsverwalter von den Byzantinern als Spion Muhammads entlarvt und hingerichtet worden. Die Feindschaft zwischen dem Islam und den Christen wuchs. Da war kein Raum mehr für einen Dialog. Die Moslems waren auf Eroberung und Sieg eingestellt.

38 "Nadjran", das Siedlungsgebiet der christlichen Banu al-Harith ibn

Ka'b liegt ca. 640 km südöstlich von Mekka und grenzt an den nördlichen Teil des Jemen an.

39 Bekehrungen auf Grund von Drohung und Gewalt zur Annahme des Islam als Existenzsicherung wurden in zunehmendem Maße die Prinzipien bei der Ausbreitung des Islam.

40 Die Südost-Küste der Arabischen Halbinsel liegt näher bei Indien als am Mittelmeer. Die indische Kultur hat sich dort mit der semitischen vermischt.

41 Wer diesen Brief Muhammads aufmerksam liest, findet darin Vertragsverpflichtungen, Befehle, Gesetze und Anordnungen, welche die Moslems erfüllen müssen. So gut wie nichts aber steht darin von dem, was Allah für sie tut.

Der Islam bleibt mit seiner Werkgerechtigkeit auf der Stufe einer Gesetzesreligion stehen. Er ist keine Gnaden- und Erlösungsreligion, bei der Gott alles getan hat und von den Nachfolgern Christi lediglich die Glaubensannahme und den freiwilligen Gehorsam aus Dank erwartet.

Wenn alle Übeltäter, die unter dem Fluch Allahs stehen, vernichtet würden – wer könnte dann noch gerettet werden? Vor Gott ist kein Mensch gerecht; wir alle sind Übertreter des Gesetzes. Deshalb ist Jesus gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist (Lukas 19,10). Er schuf mit seinem stellvertretenden Sühnetod die Gerechtigkeit aus Gnaden für alle Sünder, die vor Gott allein gilt.

42 Die fünf Gebetszeiten waren schon in der Frühzeit des Islam als Gesetzespflicht bekannt. Diese Gebete erlauben kein persönliches Reden des Moslem mit Gott, sondern enthalten eine schlichte Liturgie, die so einfach ist, daß sie auch von Analphabeten rezitiert und praktiziert werden kann. Die meisten Worte dabei dienen der Anbetung und Verherrlichung Allahs. Wenn Christen nicht umdenken, intensiver und bewußter den Vater, Sohn und Heiligen Geist anbeten und alle ihre Fragen und Sorgen offen mit ihm bereden, werden sie nicht die Kraft besitzen, den Islam zu überwinden.

43 Ein Dinar entsprach damals einer hohen Summe, die jährlich für jeden Christen und für jeden Juden bezahlt werden mußte. Der Preis wurde im Laufe der Zeit immer höhergeschraubt, so daß die Christen und Juden verarmten und die Moslems reich wurden.

44 Der Stamm der Banu Hamdan lebte im östlichen Teil des Jemen an der Grenze zur Wüste Rub' al-Khali, ca. 850 km südöstlich von Mekka.

45 Die Gegend um das heutige San'aa', der Hauptstadt des Jemen.

46 Diese Briefe waren Schutzbriefe, Verträge und Vereinbarungen, die zwischen Muhammad und den einzelnen arabischen Stämmen abgeschlossen wurden. Sie galten nur so lange, wie Muhammad lebte. Später wurden sie aufgehoben oder durch neue ersetzt.

47 Es ist interessant, daß Muhammad die Person des Antichristen aus dem Evangelium übernommen und umgedeutet hat. Er warnte seine Anhänger vor dreißig falschen Messiassen und antiislamischen Propheten im voraus (Matthäus 24,5; 1. Johannes 2,18 u. 22-23; 4,1-3).

48 Die Steuereinziehung in einem Raum so groß wie das Gebiet zwischen Madrid und Warschau war nur möglich durch eine Organisation, die weitgehend auf dem Vertrauen in die Bevollmächtigten aufgebaut war.

49 Musaylima gehört zu den Banu Hanifa, die in der Yamama bei Bahrain, ca. 1100 km östlich von Medina lebten.

50 Hier dürfte Muhammad sich selbst gemeint haben. Aber nicht ihm, sondern Jesus Christus hat Gott die Welt gegeben (Siehe Psalm 2 und 110; Matthäus 28,18; Johannes 17,2 und Hebräer 1,1-14). Ihm ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Welch eine Anmaßung Muhammads! Er verstand seinen Islam in zunehmendem Maße als ein alles umfassende Weltreich.