Das kontroverse Gespräch

Ein geistliches Gespräch mit Muslimen ist selbstverständlich mitbestimmt von deren religiösem Hintergrund. Der Großteil aller Muslime hat eine feste Glaubensposition. Sie sind überzeugt vom Islam. Darüber hinaus wurde in sie eine Art Verteidigungsmechanismus suggeriert, der Muslime gegen die christliche Botschaft total voreingenommen macht. Darum können sie auch eine ‘normale’ christliche Verkündigung nicht ohne weiteres verstehen.

Jeder ‘Zeuge Jehovas’ wird gedrillt, biblische Begriffe und Konzepte so zu verstehen, wie es der Auslegung dieser Sekte entspricht. Dadurch wird sein Denken programmiert, die Bibel durch die ‘Brille’ der ‘Zeugen Jehovas’ zu lesen. Sein Verständnis von biblischen Aussagen wird festgelegt. Wenn er die Bibel liest, wird er sie dann nur noch aus der Sicht der ‘Zeugen’ verstehen.

Muslime sind in ähnlicher Weise ’programmiert’. Für sie ist der Islam Allah‘s Offenbarung und das Gesetz to-ab budi. Dieses Konzept ist abgeleitet von dem Wort abd, und das bedeutet Sklave. Ein Muslim “muss diese ohne Kritik akzeptieren” (‘Dictionary of Islam’, H.A.R. Gibb und J.H. Kramers, S. 525) und steht gleichsam als Sklave unter allem, was er vermeint von Allah zu sein. Das führte auch zu einer völligen Absage an die Vernunft und ist ein Riegel vor jeglicher Textkritik.

Muslime meinen auch zu wissen, was in der Bibel steht und dass diese verfälscht wurde, denn sonst könnte Jesus ja nicht als der Gekreuzigte und

Gestorbene dargestellt sein. Und wie kann man einen Menschen wie Jesus zu Gott machen? Wenn also ein Muslim die Bibel liest, wird er dies durch seine ‘Brille’ tun und sie entsprechend missverstehen.

Es ist nun unsere Aufgabe, ihre Irrtümer Punkt für Punkt zu korrigieren. Wir möchten dem Muslim helfen, einen möglichst unvoreingenommenen Einblick in die Bibel zu gewinnen.

Ist ‘westlich’ gleich ‘christlich’?

Wenn Muslime die ‘christliche Gesellschaft’ im ‘christlichen Westen’ betrachten, folgern sie, dass dies die praktische Auswirkung des Christentums darstellt. Säkularismus und Materialismus, Unmoral und Unglaube und das Millieu, wie es viele Hollywoodproduktionen darstellen, wird als ‘christlicher’ Lebensstil verstanden. Es ist für sie von entscheidender Wichtigkeit zu lernen, dass die Begriffe ‘christlich’ und ‘westlich’ nicht synonym sind. Es gibt ja in Wirklichkeit keine ‘christlichen Länder’, auf die man hinweisen könnte. Im Gespräch mit Muslimen sollte auch immer wieder sorgfältig der Unterschied zwischen gläubigen Christen und unverbindlichen Kirchenmitgliedern aufgezeigt werden.

Muslime und ihr Denken verstehen

Wenn wir im Gespräch mit einem Muslim sind, wird es uns immer wieder bewusst, dass er ein tief verwurzeltes Misstrauen gegen alles Christliche hat. Das gründet sich einerseits auf das schlechte Image, dass das Christentum aufgrund seiner Geschichte (Säkularismus, Kolonialismus, Kreuzzüge usw.) hat, besonders aber auch auf falsche Aussagen über die Bibel, die dem Muslim durch islamische Theologen vermittelt werden. Dies bewirkt dann oft einen Argwohn gegen uns und unsere Botschaft. Innerer Widerstand nimmt jedoch meist ab, wenn ein Muslim merkt, dass vieles, was er sieht, nicht seinen angelernten Vorstellungen entspricht. Er wird dann auch entdecken, dass die Bibel eine Botschaft enthält, die auch seine tiefsten, uns allen von Gott ins Herz gelegten Bedürfnisse und Sehnsüchte erfüllen kann.

Wesentlich ist, dass ein Mensch sich selbst mit dem Wort Gottes auseinander setzt. Idealerweise geschieht das, wenn er beginnt, die Bibel zu lesen. Wer das ernsthaft tut, ist nicht mehr weit vom Reich Gottes! Aber wir sollten ihm unbedingt eine Starthilfe anbieten. Das wäre beispielsweise ein Bibelleseplan, der eine Einführung in die Bibel erleichtert. Da die biblische Botschaft dem islamischen Denken in vielen Aspekten sehr fremd ist, ist eine Wegbegleitung wirklich wichtig! Besonders Worte, wie Gottessohn, Gnade u.v.m. bedürfen einer Erklärung.

Die geistliche Auseinandersetzung

Viele Muslime sind geschult, den Versuch eines geistlichen Gesprächs mit einem Christen durch aggressive Argumentation abzuwehren. Ein Muslim ist im allgemeinen besser über das Christentum informiert, als der Christ, der sich um ihn bemüht, über den Islam. Fangfragen und polemische Aussagen können an sich nur geschulte Christen überzeugend kontern. Eine fehlende Zurüstung kann zur Folge haben, dass man sich nach einem Gespräch entmutigt, vielleicht für immer, zurückzieht. Und das darf und braucht nicht zu geschehen.

In dem Maße, wie wir ihre Standardargumente kennen lernen, wird unser Vertrauen in die Bibel - und auch in unsere Sachkenntnis - wachsen. Wir werden den Muslim nicht als Gegner, sondern als einen Menschen sehen lernen, der am Sinn und Ziel des Lebens vorbeigeht, weil er Jesus nicht wirklich kennt.

Zu dem erwähnten Argwohn dem christlichen Glauben gegenüber, kommt dann noch die Angst, von den Glaubengenossen im Gespräch mit uns gesehen zu werden. Sie könnten dann das Stigma erhalten, muschriks zu sein, d.h. die Todsünde des Islams, shirk, zu begehen. Das geschieht, wenn man Allah einen ‘Partner’, gleichsam als einen zweiten Gott, zur Seite stellt. Muslime meinen, dass wir das tun, wenn wir Jesus als Gottessohn verehren.

Das geistliche Streitgespräch

Es ist ein Grundverständnis des Islam, dass der Koran die Bibel abgelöst hat, weil diese verfälscht wurde. Ohne eine gewisse Grundkenntnis der Materie werden wir keine Antworten geben können.

Um Missverständnisse oder Unwahrheiten dieser Art aus dem Weg zu räumen, sollten wir in der Lage sein, diese durch Hinweis auf den wirklichen Tatbestand zu korrigieren.

Es ist nicht sinnvoll, vage, allgemein gehaltene Feststellungen zur Verteidigung anzuführen. Gefragt sind klare und belegbare Aussagen. In gleicher Weise stellen auch wir keine Behauptungen auf, die wir nicht durch die Bibel, den Koran, die Hadithen oder die Geschichte usw. untermauern können. Es mag sehr wohl sein, dass wir, um das tun zu können, in einem Gespräch um einen weiteren Termin dafür bitten müssen, weil wir uns erst mit dem Thema auseinander setzen wollen. Prinzipiell sollten wir immer bereit sein, Rede und Antwort zu stehen.

Das kann durchaus freundlich geschehen; zum Beispiel so: “Gespräche dieser Art gehen mir immer ans Herz, denn hier handelt es sich ja nicht um ein Fußballspiel oder eine Urlaubsplanung, sondern um die Frage, wo wir die Ewigkeit verbringen werden, und da ist nun mal kein Raum für spätere Korrekturen! Darum dürfen wir dieses Thema nicht leichtfertig angehen. Ich denke, wir sind es uns selbst schuldig, zu prüfen, was wirklich zuverlässig und glaubwürdig ist. Darum wage ich nicht schnell meine Meinung zu sagen, bis ich mich besser informiert habe. Das braucht natürlich ein bisschen Zeit. Können wir uns nicht demnächst wieder mal zusammensetzen und, vielleicht über einer Tasse Kaffee, dieses wichtige Thema fortsetzen? Da ich kein Experte auf diesem Gebiet bin, liegt mir sehr daran, dieses Thema zu hause noch einmal durch zu arbeiten. Es wäre super, wenn sie das gleiche tun würden, denn es ist sicher nicht sinnvoll, ein solch wichtiges Thema oberflächlich abzuhandeln.”

Das gibt uns Gelegenheit, uns noch einmal selber über das jeweilige Thema zu informieren, und wir treten nicht als ‘Experten’ auf, wodurch wir den Gesprächspartner einschüchtern könnten.

Niemand kann erwarten, dass wir auf Anhieb alle Antworten wissen.

Es ist nun leider sehr häufig, dass Muslime, wenn sie merken, dass ihre Argumente hohl sind oder nicht der Wahrheit entsprechen oder nicht stichhaltig sind, mit einem Themenwechsel ausweichen. Dem sollten wir sicher höflich entgegenwirken. Man kann durchaus freundlich einwenden, dass wir besser ein Thema nach dem anderen angehen sollten.

Es ist durchaus möglich, geistliche Gespräche, auch Streitgespräche, relativ sachlich zu führen. Der Ton macht auch hier die Musik. In einem Gespräch, wie in einem Spiel, möchte keiner der Unterlegene sein. Darum sollte es noch einmal klar betont werden, dass es letztlich nicht darum geht, wer recht hat, sondern um die Wahrheitsfindung.

Unterschiedliche Positionen müssen geklärt werden! Aber wie soll man nun reagieren, wenn ein Muslim uns erklärt, dass die Bibel verändert und somit korrupt ist, dass Christus nicht Gott sein kann (wie kann ein Gott drei sein?), dass nicht Jesus, sondern Judas gekreuzigt wurde oder was immer das Thema sein mag?

Man hört nun immer wieder, dass es nicht recht oder sinnvoll oder gar geistlich sei, sich auf Argumentationen einzulassen. Man soll polemischen Gesprächen aus dem Wege gehen und einfach positiv das Evangelium verkündigen. Dieser Rat mag sicher gut gemeint sein, ist aber nicht unbedingt einzuhalten. Ein Muslim wird nicht, wie wir vielleicht meinen, unsere Friedfertigkeit als Christ registrieren, sondern zu dem Schluss kommen, dass wir keine Antwort auf seine Fragen haben und er somit recht hat. Die Bibel ist eben verfälscht und Christen haben meinem Argument nichts entgegen zu setzen!

Die ‘Fragen’ an, oder auch regelrechte Angriffe auf die Bibel, lassen sich aber ohne weiteres bewältigen – vorausgesetzt man ist mit den spezifisch islamischen Gedankengängen etwas vertraut. Wir sollten allerdings die Gesprächsführung behalten, um sachlich miteinander reden zu können, was uns manchmal wirklich allerhand an Selbstbeherrschung abverlangt.

In der Apostelgeschichte lesen wir wiederholt von Streitgesprächen, die von Paulus und Apollos, sowohl mit Juden, als auch Griechen, geführt haben. Leider wird das in manchen deutschen Übersetzungen (ob wir vielleicht zu ‘nett’ geworden sind?) nur sehr mild zum Ausdruck gebracht (e.g. Apg. 17:2-3, 17; 19:8-9). Dort wird das Wort dialegomai aus dem Urtext mit ‘reden’ übersetzt, aber es heißt eher ‘durchdenken’, auch ‘streiten’ oder ‘argumentieren’. Treffend wird jedoch das Wort peithos mit ‘überzeugen’ übersetzt, was auch ‘gewinnen’ heißen kann.

Aussagen müssen belegt sein

Wir sollten unseren Gesprächspartner immer wieder daran erinnern, dass Wahrheit nichts Bedrohliches, sondern der Weg, der einzige Weg, zu Gott ist. Wer der Wahrheit gegenüber offen sein will, muss auch bereit sein, sich ihr zu stellen.

Es sollte zu unserer zweiten Natur werden, das, was wir sagen, auch zu belegen. Das gleiche können wir dann natürlich auch von unserem Gegenüber erwarten. Wenn er beispielsweise behauptet, dass die Bibel verändert worden ist, dann sollten wir ihn durchaus herausfordern, uns zu zeigen, welche Bibelstellen wann, warum und von wem, Opfer solcher ‘Fälschung’ geworden sind. Er müsste in solchem Fall den unverfälschten Urtext zum Vergleich vorweisen können, um damit eine Änderung zu bestätigen. Wenn er das nicht kann, ist dieses Argument abgeschlossen! Dies setzt die Bereitschaft voraus, in unserer Gesprächsführung einfühlsam, sauber und ehrlich zu argumentieren. Einem Muslim triumphierend zu sagen, dass Christus lebt und Mohammed tot ist – obwohl dies natürlich wahr ist - wird zweifelsohne ein weiteres Gespräch vereiteln.

Muslime stellen die Bibel infrage

Die ‘vorangegangenen Bücher’ (wie man das Alte und Neue Testament nennt), werden, weil sie nicht mit dem Inhalt des Korans übereinstimmen, als Verfälschungen der ursprünglichen Offenbarung angesehen, da sie sonst notwendigerweise in ihrer Aussage mit dem Koran übereinstimmen müssten. Solch ein Argument klingt besonders merkwürdig, wenn man bedenkt, dass der Koran sich selbst als Hüter der ‘vorhergegangenen Schriften’ proklamiert hat (Sure 5:49).

Nun ist es offensichtlich, dass die Bibel und der Koran nicht aus derselben Quelle stammen können. Auch historisch und archäologisch gesehen ist die Behauptung, die Bibel sei verfälscht worden, natürlich völlig absurd. Wir finden in der Bibel - im Kontrast zum Koran - eine überwältigende Menge an Indizien, Belegen oder Hinweisen, die auf ihre göttliche Herkunft hindeuten. Wir möchten hier nur noch einmal die biblische Prophetie und ihre Erfüllung nennen.

Ein Muslim ist natürlich auch von der absoluten Wahrheit und Vertrauenswürdigkeit des Koran, im Vergleich zu allen anderen Büchern, überzeugt. Der Grund dafür wird allerdings vornehmlich in der historischen Folge der Offenbarungen gesehen. Der Koran wird als der letzte und damit finale Abschnitt in einer Reihe von Offenbarungen gesehen, der  verfälschte frühere Schriften korrigiert.

In fast allen polemischen Schriften des Islam wird das stark zum Ausdruck gebracht.

Was der Koran über die Bibel sagt

Die islamische Polemik ist nicht vom Koran abgeleitet, der sich an vielen Stellen sehr positiv über die Bibel äußert. Mögen hier ein oder zwei Verse diesen Tatbestand illustrieren, die für viele andere stehen:

Wir glauben an Allah und an das, was er uns und was er Abraham und Ismael und Isaak und Jakob und den Stämmen offenbarte, und an das, was Moses, Jesus und den (anderen) Propheten von ihrem Herrn gegeben wurde. Wir kennen unter diesen keinen Unterschied.” (Sure 2:137)

Wir glauben an das, was uns (d.h. der Koran), und das, was euch offenbart worden ist (d.h. die Bibel). Allah, unser Gott und euer Gott, ist nur einer, und wir sind ihm ganz ergeben” (Sure 29: 47).

Solche und ähnliche Aussagen sollte man nicht, wenn man ehrlich ist, uminterpretieren und sie das Gegenteil aussagen lassen.

Weiterhin stellt der Koran eindeutig fest, dass Gottes Wort – und das schliesst, wie wir schon sahen, die Bibel ein - nicht verändert werden kann:

“Niemand kann die Worte Allahs verändern.” (Sure 6:34 und 10:64).

Wir können aus all diesem nur den Schluss ziehen, dass islamische Theologen, um die Andersartigkeit  der Bibel erklären zu können, eins der Bücher als verfälscht erklären mussten. Und das durfte natürlich nur die Bibel sein. So war man bereit seine eigene, vermeintlich göttliche, Quelle zu verdrehen. Das wirft sicher kein gutes Licht auf die islamischen Theologen, die sich in allerhand Lügen verstricken mussten, um die ’Glaubwürdigkeit’ ihres Koran auf diese fragwürdige Weise zu verteidigen.

 

Warum wir der Bibel glauben

Glaube, wie eine Münze, hat zwei Seiten. Die eine Seite besagt, was wir glauben, die andere, warum wir glauben. Wenn in einem Gespräch die Vertrauenswürdigkeit der Bibel angefochten wird, ist es immer richtig zu fragen, wie diese Misstrauenshaltung begründet werden kann. Wir tun gut daran, Muslimen die Gründe dafür geben, warum wir der Bibel glauben. Die Schrift ermutigt uns das zu tun:

“Seid jederzeit bereit zur Verteidigung jedem gegenüber, der eine Begründung [logos] von euch fordert über die Hoffnung, die ihr habt!” (1.Petrus 3:15).

Es gibt sowohl eine subjektive, wie auch eine objektive Begründung dafür. Da eine subjektive Aussage in sich wenig Beweiskraft enthält, wollen wir uns an dieser Stelle, allerdings nur andeutungsweise, auf die objektiven, das heißt nachprüfbaren Gründe beschränken.

Wir sind uns sicher weitgehend klar über das, was wir glauben. Wenn wir nun gefragt werden, warum wir glauben, was wir glauben, dann liegt es nahe, zu argumentieren, dass wir der Bibel glauben, weil sie göttliche Offenbarung ist. Aber das behauptet man vom Koran und anderen ‘heiligen’ Büchern natürlich auch. Diese Aussage ist ein Glaubensbekenntnis, aber kein objektiver Beleg. Wie vertrauenswürdig, wie nachprüfbar, wie zuverlässig ist nun so ein Anspruch?

Muslime verweisen als ihre Begründung auf die literarische Qualität des Koran, die, wie sie meinen, im Arabischen überragend ist. Sie führen den Empfänger des Textes an, Muhammad, der angeblich des Schreibens unkundig war. Sie verweisen weiterhin auf viele Muslime, die den Koran auswendig aufsagen können. Es mag auch behauptet werden, dass der Koran prophetische Vorhersagen enthält und das Kommen Muhammad’s in der Bibel vorhergesagt worden sei. Wir haben diese Gründe überprüft und als nicht stichhaltig befunden (Seiten 70-71).

Welche Indizien gibt es nun, die den Wahrheitsgehalt der Bibel verbürgen? Zuerst muss hier wieder erfüllte Prophetie erwähnt werden. Darüberhinaus können wir archäologische und historische Bestätigungen für den Wahrheitsgehalt der Bibel anführen. Es gibt aber auch das Zeugnis glaubwürdiger Zeugen. (Dieser Komplex wird in dem Buch ‘Christen antworten Muslimen’ ausführlich behandelt).