Die Hadithe und die Sunnah

Hadithe sind Traditionen, Geschichten, die über Muhammad und sein Leben aufgeschrieben wurden. Sie haben eine mehrfache Aufgabe. Kurz vor seinem Tode verkündigte Muhammad:

"Ich habe euch zwei Dinge hinterlassen und ihr werdet nicht in die Irre gehen, solange ihr an ihnen festhaltet. Das eine ist das Buch Allahs, das andere das Gesetz (Sunnah) seines Propheten" ("Mischkatu'l Masabihu'l Masabih" I, 120, Bd. 1, Seite 173).

"Was ihr von mir mitbekommt", wird anderswo mit "Sunnah" bezeichnet. Es beinhaltet den Lebensstil Muhammads, der als Vorbild für alle Menschen gelten soll. Er ist der Maßstab aller Dinge. Eine kleine Begebenheit mag das illustrieren:

"Einige von uns trafen sich, um Hadithenberichte auszutauschen. Einer sagte: 'Genug davon. Bezieht euch auf das Buch Allahs.' Imran b. Husain sagte: 'Du bist ein Narr. Findest du im Buch Gottes die Gebete in allen Einzelheiten erklärt? Oder das Fasten? Der Koran bezieht sich darauf nur in allgemeinen Begriffen. Nur die Sunnah liefert uns dazu detaillierte Erklärungen ... '" (L´tibar von al- Hamdani)

 

HADITHE

Die Hadithe sind eine Sammlung biographischer Berichte über die Reden, Gebräuche und über das Handeln Muhammads, und zu einem gewissen Grade auch seiner Gefährten. Sie berichten, was Muhammad befahl, was er in seiner Gegenwart duldete oder verbot. In der Einführung zur "Mischkatu´l Masabih", einer Hadithensammlung, lesen wir:

"Der Koran bleibt ohne die Hadithe in der Tat unverständlich, was viele Fragen des täglichen Lebens anbetrifft. Es ist der ausdrückliche Befehl im Koran, den Propheten in all seine Taten und Reden nachzuahmen. Für jeden, der an den Koran glaubt, gibt es keine andere Alternative, als auch den Hadithen des Propheten Glauben zu schenken: 'Es ziemt den gläubigen Männern und Frauen nicht, wenn Allah und sein Gesandter irgendeine Sache beschlossen haben, sich die Freiheit herauszunehmen, anders zu wählen; denn wer Allah und seinem Gesandten ungehorsam ist, der befindet sich in offenbarem Irrtum.'" (Sure 33:37).

"An dem Gesandten Allahs habt ihr ein herrliches Beispiel eines Mannes, der auf Allah und den jüngsten Tag hofft und oft Allah eingedenk ist." (Sure 33:22)

"Wer mir (d.h. Muhammad) gehorcht, wird ins Paradies kommen, und wer mir nicht gehorcht, hat tatsächlich die Wahrheit abgelehnt" ("Mischkatu'l Masabih" I, 97, Seite 159).

"Wenn du Allah liebst, folge mir (Muhammad). Allah wird dich lieben und dir deine Sünden vergeben. Allah vergibt und ist barmherzig ... " (Sure 3:32)

"Wer den Koran sucht, wird auch die 'Sunnah' suchen, weil sie der Kommentar des Koran und seine Erklärung ist. Gabriel (der Engel) offenbarte dem Propheten die Sunnah ebenso, wie er ihm den Koran offenbarte" (ebenda, Einführung S. 5).

"Aufgrund der oben genannten Verse, Überlieferungen und Feststellungen von Theologen steht es außer Frage, dass alle Muslime, ganz gleich, wie alt sie sind und von welchem Hintergrund sie kommen, unbedingt den Hadithen des heiligen Propheten folgen müssen."

"Was der Prophet Gottes für unerlaubt erklärt hat, ist dem gleich, was Gott selbst verboten hat."

"Wahrlich, das beste Wort ist das Wort Allahs und die beste Lebensregel ist die, welche uns Muhammad überliefert hat" (Hadithe zitiert aus dem "Dictionary of Islam", Seite 639).

 

SUNNAH

Sunnah (auch "Sunnat" geschrieben) und Hadithe sind rein technisch an sich synonyme Begriffe, aber die Sunnah

"beinhaltet das Tun und die Praxis Muhammads" ('Sahih Muslim', Einleitung, Seite IX von Band I). "Es ist daher eine konkrete Erfüllung, eine greifbare Form und die eigentliche Verkörperung des Willens Allahs ... " (ebenda).

Buchstäblich bedeutet es "Pfad", "Weg", "Lebensweise".

Die Interpretation des Koran, das gesamte theologische und juristische System des Islam und seine praktische Anwendung beruhen, abgesehen vom Koran, auf den Hadithen.

Da sich relativ wenige Menschen ihrer sittlichen Haltung in ihrem Tun sicher sind, wurde es schon immer als guter Mittelweg angesehen, das zu tun, was die Mehrzahl tut. Jemanden in seinem Tun zu kopieren, der Allahs auserwählter Prophet war und ihm wohlgefiel, muss im Vergleich dazu sicher das Optimale sein (Jens Christensen).

So versucht jeder gute Muslim, sich die Gunst Allahs zu erwerben, indem er der Sunnah folgt. Wie wir schon vorher sahen, verlangte Muhammad das auch von seinen Gefolgsleuten:

"Du hast tatsächlich im Gesandten Allahs ein wunderbares Modell für jeden, der auf Allah und den Jüngsten Tag seine Hoffnung setzt. " (Sure 33:22).

Wenn Muhammad etwas getan hat, dann ist es für seine Nachfolger "Sunnah", d.h. es muss verbindlich im eigenen Leben verwirklicht werden. Das betrifft auch die negative Anwendung: Was Muhammad abgelehnt oder verboten hat, ist allen Muslimen verboten.

In den Hadithen sucht ein Muslim Führung für sein Tun und Handeln in jedem Bereich des täglichen Lebens. Die Reden und Taten Muhammads zu kopieren, ist (für Muslime) der sicherste Weg, ein Leben zu führen, das Allah wohlgefällt. Deshalb sucht man Erlösung, indem man so genau wie möglich das Leben Muhammads nachahmt. Die meisten Muslime glauben, dass Muhammads Leben und auch was er sagte, inspiriert waren.

 

SAMMLUNG DER HADITHEN

Nüchterne Untersuchungen lassen jedoch Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Hadithe aufkommen. Die Hadithen waren mündlich vermittelte Geschichten, die erst 250-300 Jahre nach Muhammad's Tod von einigen Theologen gesammelt, sortiert und niedergeschrieben wurden.

Von den ursprünglich 1465 Überlieferungssammlern, haben muslimische Gelehrte 6 als "rechte Bücher" (Sihahu´s-Sittah) ausgewählt. Die Sammler waren:

     

  1. Al-Bukhari 256 nach der Hedschra (die Hedschra war 622 nach Chr.)
  2. At-Tirmize 279 nach der Hedschra
  3. Muslim 261 nach der Hedschra
  4. Abu-Da´ud 275 nach der Hedschra
  5. Abu-Abdi´r Rahman 303 nach der Hedschra
  6. Abu Abdi´llah Muhammed 273 nach der Hedschra
  7.  

Endlich muss noch die "Mischkatu´l Masabihu'l Masabih" erwähnt werden.

"Sie ist eine Sammlung der authentischen Aussagen und Taten des Propheten Muhammad, die aus den vertrauenswürdigsten Sammlungen der Hadithliteratur von al-Baghawi ausgewählt wurden."

Von 40 000 Menschen, welche Überlieferungen weitergegeben haben sollen, erkennt al-Bukhari nur 2000 als vertrauenswürdig an. Aus 600 000 Hadithen wählte er nur 7200, d.h. 1,2%, aus, von denen die Hälfte Duplikate voneinander sind. Die Auswahl lag im Ermessen des jeweiligen Sammlers.

"Abu Da´ud, einer der Hadithsammler, konnte nur 4800 Überlieferungen aus 500 000 akzeptieren, und sogar in dieser sorgfältigen Auswahl - so stellt er fest - hat er nur die niedergeschrieben, die ihm authentisch oder beinahe authentisch erscheinen" (Ibn-Khallikan Band I, S. 599).

 

VERTRAUENSWÜRDIGKEIT DER HADITHEN

Wollten wir die Zeitspanne der mündlichen Überlieferung der Hadithen auf unsere heutige Zeit übertragen, müssten wir an Ereignisse denken, die uns mündlich aus der Zeit Friedrichs des Großen überliefert sind.

Es ist klar, dass solche Überlieferungen kein wahres, glaubwürdiges Bild über Muhammad liefern können, obgleich eine Methodik entwickelt worden ist, die die Zuverlässigkeit der einzelnen Hadithe gewährleisten soll. Es ist die Isnad. Das ist die Auflistung der Überlieferer einer jeden Hadithe von der Zeit Muhammads bis zu der Zeit der Niederschrift. Diese musste jeder Hadithe beigefügt sein. (Dictionary of Islam, Seite 640).

Neuerdings bestehen viele Muslime darauf, dass eine Hadithe nur dann annehmbar sei, wenn sie dem Koran nicht widerspricht. Der Grund ist allzu offensichtlich. Es ist ihre Unglaubwürdigkeit.

Hadithe wurden nach ihrer vermuteten Zuverlässigkeit eingestuft. Danach gibt es die Hadisu´s-sahi, eine "authentische Überlieferung", übermittelt von Menschen, deren Wahrhaftigkeit und Frömmigkeit verbürgt erscheint. Dieser folgt die Hadisu´z-Za´if, eine "schwache" Tradition. Eine andere Schule teilt die Überlieferungen auf in "gepriesene Überlieferungen", "Überlieferungen mit Vorbehalten" und "sich überschneidende Überlieferungen". Andere Schulen wiederum teilen die Hadithe in "Überlieferungen ohne Zweifel", in "wohlbekannte", "seltene", "dürftige Überlieferungen" und "Einzelaussagen" auf. All dies geschah, nachdem die Überlieferungen schon umfassend durch die Sammler ausgesiebt worden waren!

 

INHALT UND BEDEUTUNG DER HADITHEN

Die Hadithen berühren alle Lebensaspekte: Gebet und Diätvorschriften, Zähneputzen und Jagen, ehelichen Verkehr und Geschäftspraktiken, Kleidung und Tischmanieren, Erbangelegenheiten und alles andere auch. Die Auswirkungen auf Muslime sind oft sonderbar, wie die kleinen Beispiele zeigen mögen:

"Umar schaute auf den schwarzen Stein in Mekka und sagte: ?Bei Allah, ich weiß, dass du nur ein Stein bist, und dass du weder Gutes noch Böses zu tun vermagst. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass der Prophet dich geküsst hat, hätte ich dich auch nicht geküsst, aber weil ich es weiß, tue ich es?." (Muslim und Al-Bukhari in "Mischkatu'l Masabihu'l Masabih" III, Seite 604).

Abdullah ibn-Umar umritt auf seinem Kamel immer wieder eine bestimmte Stelle in der Wüste. Als man ihn nach dem Grund dafür fragte, antwortete er:

"Das weiß ich nicht; ich habe aber gesehen, dass der Prophet das gleiche tat, als er an dieser Stelle vorbeikam."

Ahmad-ibn-Hambal wollte keine Wassermelone essen. Er wusste zwar, dass der Prophet sie gegessen hatte, wusste aber nicht, ob dieser sie mit oder ohne Schale zu essen pflegte oder ob er sie abgebrochen, abgebissen oder abgeschnitten hatte. Trotz all dieser Vorsicht konnte sein Handeln dennoch nicht "Sunnah" sein, denn Muhammad aß Wassermelonen – und er nicht.

 

DIE ALTERNATIVE VON JESUS

Die Sunnah führte zu einer langen, langen Liste von Verhaltensmaßregeln, anstatt die eigentliche menschliche Problematik anzusprechen, nämlich eine falsche Gesinnung.

Jesus sagte: "Seid auch ihr immer noch ohne Verständnis? Begreift ihr nicht, dass alles, was in den Mund hineingeht, in den Leib gelangt und auf dem natürlichen Weg wieder ausgeschieden wird? Was dagegen aus dem Munde herauskommt, geht aus dem Herzen hervor, und das ist es, was den Menschen verunreinigt. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken hervor: Mordtaten, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, Verleumdungen und Lästerungen. Das sind die Dinge, die den Menschen verunreinigen; dagegen das Essen mit ungewaschenen Händen macht den Menschen nicht unrein." (Mt 15,16-20).

Die Bibel lehrt ferner:

"Was lasst ihr euch da, als ob ihr noch in der Welt lebtet, Satzungen aufbürden, z.B. 'Das darfst du nicht anfassen und das nicht essen und das nicht anrühren'? - Alles derartige ist doch dazu bestimmt, durch den Verbrauch der Vernichtung anheimzufallen, und stellt Menschengebote und Menschenlehren dar, die zwar im Ruf besonderer Weisheit infolge einer selbsterwählten Frömmigkeit und Demut und schonungsloser Härte gegen den Körper stehen, aber ohne wirklichen Wert sind, indem sie nur zur Befriedigung des Fleisches (also des Egos) dienen" (Kol 2,20b-23).

Um Missverständnisse zu vermeiden, muss gesagt werden, dass wir keine guten Gewohnheiten oder Sitten kritisieren wollen. Niemand soll entmutigt werden, einem guten Beispiel nachzueifern. Im Gegenteil! Aber wir wollen an solches Handeln keine geistlichen Erwartungen knüpfen. Sündenerkenntnis und Hass gegen alle Sünde, wahre Reue und tiefe Liebe zu Gott werden nicht durch das Halten von Geboten bewirkt.

Im Neuen Testament wird das Gesetz Gottes auf den eigentlichen Kern aller Gesetze reduziert: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt... und deinen Nächsten wie dich selbst! " (Mt 22,37-38). Diese Liebe ist, wie bei jeder anderen menschlichen Liebesbeziehung, nicht automatisch vorhanden. Sie wächst in dem Masse, wie man die geliebte Person kennenlernt, wertschätzt, achtet und mit ihr engsten Kontakt sucht und pflegt.

Kein Mensch wird ernsthaft behaupten können, eine tiefe innerliche, persönliche Beziehung zu Gott durch Einhaltung von Gesetzen und Regeln zu finden und zu erhalten. Anbetung Gottes und Gebet kommen aus Herzen, die Gott gegenüber dankbar sind, der uns trotz unserer Sündhaftigkeit nicht fallen lässt.

Wir finden somit zwischen der Bibel und dem Islam starke Wesensunterschiede und andersartige Denkansätze.

Der Muslim sucht Akzeptanz bei Gott durch seine Unterwerfung, durch das Einhalten von Gesetzen und Regeln. Er hofft, dass er durch seine Bemühungen beim Jüngsten Gericht für das Paradies qualifiziert wird. Es ist darum immer bemüht, Verdienst zu sammeln.

Der Christ weiß, dass nichts Unreines in die Gegenwart Gottes, das heißt in seinen Himmel, kommen kann (Eph. 5,3-5; Gal. 5,16-21). Er weiß ebenso, dass niemand aus sich selbst heraus ein reines Herz haben kann, denn das wäre gleichbedeutend mit völliger Sündlosigkeit. Darum verlässt er sich ganz auf das Gnadenangebot Gottes, das Vergebung und damit völlige Reinigung von aller Schuld anbietet. Weil das durch Jesus geschah, der unsere Strafe auf sich nahm und diese am Kreuz gesühnt hat, leben alle wahrhaft Gläubigen in tiefer Dankbarkeit und suchen Gott mit ihrem Leben, wenn auch unvollkommen, zu verherrlichen.

Theologisch gesehen sind im Islam somit, strikt gesprochen, gute Werke der Weg, um in den Himmel zu kommen. Nach der Bibel entsteht ein gottgefälliges Leben aus der Dankbarkeit und Freude Gott gegenüber, weil er uns vergeben und als seine Kinder angenommen hat.

Echte Moral wird nie durch die Unterdrückung des Bösen bewirkt. Sie entsteht, wo der Mensch das Böse verabscheut, weil es den bekümmert, den man verehrt und von Herzen liebt. In unserem Falle ist es Gott.

Oberflächlich gesehen, scheint eine Gesellschaft mit religiösen Gesetzen moralischer zu sein. Diese können Missetat durch Angst vor Strafe reduzieren, und das ist gut so. Aber sie produzieren leider auch Scheinheilige, die darauf bedacht sind, nicht geschnappt zu werden, wenn sie Gebete versäumt oder beim Fasten geschummelt haben, anstatt aus Liebe zu Gott zu handeln.

Er will den Sinn, die Beweggründe und Ziele des Menschen (alles was wir durch den Begriff "Herz" ausdrücken) ändern. Die Bibel ermahnt uns darum:

"durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst. Und stellt euch nicht der Welt gleich, sondern ändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene." (Röm. 12,1-2).

Es geht nicht um das Äußere, um die Form, sondern darum, dass unser Herz durch unsere Umkehr zu Gott erneuert wird.

Wenn wir nun die beiden Bücher, die Bibel und den Koran, miteinander vergleichen, finden wir darin recht konträre Aussagen über Gott.

Was kann man, was muss man tun, um zu ergründen, in welcher der Darstellungen sich Gott wirklich offenbart? Weil die richtige Antwort entscheidend ist für unser Leben mit ihm hier und in Ewigkeit, ist ein gründliches und ehrliches Erwägen und Prüfen dessen, dem man seine Zukunft anvertraut, unumgänglich. Was die Gesellschaft, in der ich lebe, meine Familie und meine Freunde als Überzeugung haben, braucht nicht die rechte Antwort sein. Die Frage ist eher, wie objektiv vertrauenswürdig die Quelle ist, aus der ich schöpfe. Da von Gott nur das Vollkommene zu erwarten ist, wäre die zweite Frage, in wie weit das von Gott Offenbarte unser inneres geistliches Verlangen wirklich stillt und uns Frieden und Geborgenheit schenkt..

 

TAFSIR

Abschließend muss noch ein kurzer Hinweis auf eine weitere Funktion der Hadithe gegeben werden. Das ist die Exegese und Interpretation des Koran, Tafsir genannt. Muslime glauben, dass der Koran nur von dem recht interpretiert werden kann, der ihn empfangen hat, und das war Muhammad. Da er jetzt natürlich nicht mehr befragt werden kann, ist das Zurückgreifen auf die Hadithe die einzige Möglichkeit, den Koran recht zu verstehen.

Die "satanischen" Verse

Dieser Begriff ist durch das gleichnamige Buch von Salman Rushdie bekannt geworden, auf dessen Kopf der Ayatollah Khomeini eine Million englische Pfunde gesetzt hatte.

Als Muhammad sehr bekümmert war, dass seine Botschaft von den Mekkanern nicht angenommen wurde, verkündigte er einen Vers, der das Eis brach, weil er die Gottheiten der Animisten einbezog. Es drehte sich um die "Töchter Allahs", al-Lât und al-Uzzâ und Manat, die an der Ka'aba verehrt wurden:

"In Sure 53:20 lesen wir: 'Habt ihr al-Lât und al-Uzzâ und Manat, die andere, dritte Göttin erwogen?' Darauf folgten die Worte: 'Wahrlich, sie sind die erhabenen Maiden (gharânîq, was auch mit Kranich übersetzt werden kann), und ihre Fürbitte ist zu erhoffen!?'" ("Islam", Seite 189 und "New Light in the Life of Muhammed", Seite 38, von A. Guillaume).

Wir müssen uns einmal in diese Situation versetzen. Der Monotheist Muhammad, seiner Verkündigung wegen verschmäht und verlacht, erwartet Fürbitte von den heidnischen Götzen! Die Biographie Muhammads von ibn Ishaq "Siratu'l Rasul" (engl. Ausgabe S. 165-166) erklärt:

"Als die Kuraisch (Muhammads Stamm) das hörten, waren sie hoch erfreut und angenehm überrascht darüber, wie er (Muhammad) über ihre Gottheiten sprach, und sie hörten ihm zu... und sagten: 'Muhammad hat hervorragend über unsere Gottheiten gesprochen!?'"

Nicht so angenehm überrascht waren die Anhänger Muhammads. Es wird dann aber weiter geschildert, dass der Engel Gabriel ihm sagte, dass dieser Text nicht durch ihn gekommen sei, sondern eine Eingebung Satans war, und dass die Worte zurückgenommen werden müssen, was dann auch geschah. Im jetzigen Korantext fehlen die Worte "ihre Fürbitte ist zu erhoffen", obwohl die Namen der Gottheiten noch dort stehen.

Daher der Name "satanische Verse", die, jedenfalls teilweise, noch im Koran stehen. Diese Geschichte ist alarmierend, auch wenn islamische Theologen daraus jetzt eine Tugend machen, indem sie die Bußbereitschaft Muhammads loben.

Okkulte Einflüsse im Islam

Der Islam entstand in einem weitgehend heidnischen Umfeld. Wie wir schon sahen, blieb es nicht aus, dass eine Reihe von heidnischen Bräuchen in den Islam integriert wurden. Dazu gehörten auch okkulte Praktiken, die offensichtlich verkannt, und somit verharmlost, wurden. Natürlich ?funktionieren? viele auch, denn sonst würde man sie kaum praktizieren. Die satanisch-dämonische Welt ist kein Hirngespinst.

"Aischa berichtete: 'Wenn immer der heilige Prophet über eine Krankheit klagte, blies er selbst darauf mit den zufluchtspendenden Versen (Sure 113 und 114) und strich mit der Hand darüber. Als er die Schmerzen erwähnte, an denen er starb, habe ich auf ihn geblasen mit den zufluchtspendenden Versen mit welchen er zu blasen pflegte.'" ("Mischkatu'l Masabih" II, S. 85, auch al-Bukhari VII. S. 423, Kap. 32, Vers 631).

"Aischa berichtete: 'Wann immer der Gesandte Allahs zu Bett ging, pflegte er die Suren 112, 113 und 114 zu zitieren, dann blies er auf seine Hände und strich sie über sein Gesicht und alle Körperteile, die er erreichen konnte.'" (al-Bukhari VII, S. 430, Kap. 39, Vers 644).

Was steht denn in diesen Suren? Sie sind kurz, darum wollen wir sie anführen:

"Im Namen Allahs, des Allbarmherzigen. Sprich: 'Ich nehme meine Zuflucht zum Herrn der Morgenröte, dass er mich befreie von dem Übel, das er schuf, und von dem Übel des Mondes, wenn er sich verfinstert, und von dem Übel derer, welche die Zauberknoten anblasen, und von dem Übel des Neiders, wenn er beneidet.'" (Sure 113).

"Im Namen Allahs, des Allbarmherzigen. Sprich: 'Ich nehme meine Zuflucht zu dem Herrn der Menschen, zum König der Menschheit und zum Gott der Menschen, dass er mich von dem schleichenden, doch dann entfliehenden Einflüsterer befreie, welcher böse Neigungen in das Herz der Menschen versenkt. Befreie mich von bösen Dschinnen (Geistern) und schlechten Menschen.'" (Sure 114).

Dieses sind die beiden letzten Suren des Koran und werden auch Schutzsuren genannt. Wenn man diese als Zaubersprüche oder Beschwörungsformeln benutzt, wie es offensichtlich hier der Fall war, ist das eine Form der sogenannten weißen Magie. Im Gegensatz zur ´schwarzen Magie´, die im Namen Satans geschieht, benutzt man Gott, im europäischen Raum die Dreieinigkeit, in der Formel. Die Adresse ist leider die gleiche.

Das "Anblasen von Zauberknoten" war eine okkulte Praxis. Man knüpfte Knoten in einen Strick, durch die man ein bestimmtes Opfer "band" und es somit wehrlos machte. Das wurde als ein potentes Zaubermittel benutzt. In einer Hadithe wird berichtet:

"Magie wurde auch an Allahs Gesandtem ausgeübt, sodass er meinte, eine Intimbeziehung mit seinen Frauen gehabt zu haben und hatte sie gar nicht. Dann sagte er eines Tages, ´O Aischa, weißt du, dass Allah mich in dieser Angelegenheit informiert hat? Zwei Männer kamen zu mir. Einer saß an meinem Kopf, der andere zu meinen Füssen. Der an meinem Kopf fragte den anderen: ´Was ist mit diesem Mann verkehrt?´ Der andere entgegnete: ´Er ist unter dem Einfluss von Magie´. Darauf fragte der erste: ´Wer führt diese Magie durch?´ Der andere erwiderte: ´Labid bin al-Asam, ein Mann des Stammes Suraik und ein Verbündeter der Juden, er war ein Heuchler´. Der Erste fragte: ´Was gebrauchte er dazu?´ Der andere erwiderte: ´Einen Kamm und die Haare, die daran waren´. Der Erste fragte: ´Und wo sind die?´ Der Erste erwiderte: ´Unter einem Stein in dem Brunnen von Dharwan.´ Somit ging der Prophet zu dem Brunnen, holte die Artikel heraus und sagte: ´Das ist der Brunnen, der mir (im Traum) erschienen ist...´ " (al-Bukhari, Hadith 7660).

In der Magie werden ausgefallene Haare, abgeschnittene Teile von Fingernägeln und dergleichen benutzt, um magischen Einfluss auf den auszuüben, von dem sie stammen. Das Suchen und Vernichten dieser Dinge mit Hilfe anderer Magier war die generell gesuchte Antwort auf das Dilemma, aber sie gehört unter die selbe Kategorie, nämlich Okkultismus.

"Allahs Gesandter (Friede sei mit ihm) erlaubte der Familie von Hasm die Beschwörung eines Schlangenbisses und fragte die Tochter Umay´s mit Namen Asma: ´Warum sind die Kinder meines Bruders so mager? Werden sie nicht richtig ernährt?´ Sie antwortete: ´Nein, sie sind unter dem Einfluss eines ´bösen Blicks´. Nachdem sie eine Beschwörungsformel zitiert hatte, sagte er zustimmend: ´Ja, gebrauche diese Beschwörung für sie´." (Sahih Muslim, Hadith 5451).

In einer Parallelhadithe dazu lesen wir, dass Asma Muhammad fragte, ob sie in diesem Fall einen Fluch benutzen könne, um den Einfluss des ´bösen Blicks´ zu kontern, was ihr erlaubt wurde (al-Tirmizi, Hadith 4560).

Wer okkulte Bräuche kennt, weiß, dass es sich immer um magische Praktiken handelt, die in der Bibel auf das strikteste verboten wurden, weil sie satanisch sind (5. Mose 18,10-14; 3. Mose 20,6; Jes. 8,19 und Sach. 10,2ff).

Weil der Islam von Anbeginn keinen klaren Schlussstrich unter alles Okkulte gezogen hat, finden wir, dass die weitaus größte Mehrheit aller Muslime mit der okkulten Welt verstrickt ist. Ihre Hingabe an Allah schließt den Glauben an Dschinnen, Geister, "heilige Männer" und deren Grabstätten, Talismane, Amulette und dergleichen, mit ein. Alles Okkulte ist "von unten". Und Gott hasst alles, was von dorther kommt. Jeder, der Gott von Herzen anhängen möchte, muss mit allen dämonisch-satanischen Bindungen kompromisslos brechen, oder er lebt in einer tragischen Illusion.

Wie der Koran inspiriert wurde

Wenn wir den ältesten historischen Bericht über die erste Offenbarung in der Höhle Hira lesen (Siratu´l Rasool, Vers 152) sind wir erstaunt zu erfahren, dass es sich anscheinend um einen Traum gehandelt hat.

Gabriel, der Engel, der die Offenbarungen überbrachte, "kam zu mir, während ich schlief", sagte der Apostel Gottes. Nachdem der Schluss der Offenbarung mitgeteilt worden war, lesen wir (Vers 153), dass er aus seinem Schlaf erwachte.

Das gleiche trifft auf Muhammads nächtliche Reise von Mekka zur Masjid (Moschee) al-Aqsâ in Jerusalem zu (die zu jener Zeit allerdings noch nicht existierte). Nach der Legende ritt Muhammad auf einer Art Fabeltier - einem Pferd mit einem menschlichen Kopf - dem Burâq, dorthin. Er soll dann in die sieben Himmel aufgefahren sein. Mu´âwiya ibn Abû Sufyân sagte, dass dies eine Vision gewesen sei, aber Aischa pflegte zu sagen:

"Der Körper des Apostels blieb, wo er war, aber Gott entführte seinen Geist bei Nacht" (ebenda, Verse 265-266, vgl. auch Vers 151).

Man kann über diese Geschichten denken, wie man will. Aber erschreckend sind offensichtlich okkulte Erfahren, die von Muhammad berichtet werden.

In Ali Halabi´s "Isanu´l-Uyun" lesen wir eine Aussage des Said ibn Thabit, die berichtet, dass Muhammad, wenn er Offenbarungen erhielt,

"zitterte, dass sein Mund schäumte und er wie ein junges Kamel brüllte.... Wenn Gabriel ihn aufsuchte, wurde er überaus bedrückt, seine Stirn war voller Schweiß und seine Augen blickten wild um sich. Er sah dann aus, als wäre er in Todesqualen. Wenn dann seine Sinne nachgaben, benahm er sich wie ein Berauschter" ("Mizan ul Haqq" 1867 von C.G. Pfander Seite 121).

"Wenn immer der Prophet Inspirationen empfing, schien es, als ob seine Seele von ihm genommen würde, denn er fiel immer in eine Art von Ohnmacht, und er sah berauscht aus" (ibid. Seite 346).

Verbinden wir solche Auswirkungen mit dem Besuch eines Boten Gottes?

Andere Hadithe erwähnen, dass sich Muhammads Gesichtsausdruck veränderte, wenn eine Inspiration über ihn kam, und dass er darüber bedrückt war. Auch wurde er, wenn er eine Offenbarung erhielt, oft so schwer, dass sogar ein Kamel in die Knie ging, wenn er gerade darauf saß. Zaid-ibn-Thâbith berichtete, dass

"einmal sein Bein auf das meine fiel, und bei Allah hat es noch nie ein so schweres Bein wie das des Apostels Allahs gegeben ... Sooft der Prophet eine Inspiration empfing, war es, als ob seine Seele von ihm genommen würde, denn er erlitt immer eine Art Ohnmachtsanfall und sah aus wie jemand, der berauscht war" (Insânu´l Uyûn, wie der Mizanu´l Haqq, Seite 346 zitiert).

"Wenn Muhammad eine Offenbarung erhielt... verursachte ihm dies viele Schmerzen... er begann mit seinem Hemd seinen Kopf zu bedecken, wobei er schrecklich litt" (Ahmad ibn Hanbal, I, 464).

Muhammad sagte auch einmal,

"oft glaube ich vor Schmerzen sterben zu müssen" (ibid. II, 222).

Muhammads Freunde fürchteten, dass er unter einem "bösen Blick", einer Verwünschung bzw. einem Fluch, litt.

"Ibn Ishâq sagt, dass sich Muhammads Freunde, ehe die Offenbarung zu ihm kam, fürchteten, dass er unter dem bösen Blick leide, und dass ihn, als er die Offenbarung empfangen hatte, die gleiche Krankheit wieder überfiel. In der Überlieferung wird berichtet, dass er (Muhammad) sagte: ´Ich habe Angst, dass ich noch ein Zauberer werde, dass jemand mich zu einem erklärt, der einem Jinn (Geist) nachfolgt.´ Und dann: ´Ich fürchte, dass ich dämonisch oder vom Wahnsinn besessen bin´". (Mizanu´l Haqq, Seite 345).

"... Ali Halabi berichtet uns in seinem Werk ´Insânu´l Uyún´, dass viele Leute bestätigten, dass Muhammads Mutter Aminah einen Zauberspruch ausgesprochen habe, um seinen bösen Blick zu heilen ..." (Mizanu´l Haqq, Seite 347).

In seinem Kommentar zum Koran (1977) schreibt der bekannte islamische Theologe Maududi zu Suren 113 und 114:

"Nach den Traditionen war der heilige Prophet unter den Einfluss von Zauberei gekommen und er erkrankte davon. Was den historischen Aspekt anbelangt, muss man den Effekt von Magie auf den heiligen Propheten als bestätigt ansehen....Dies wurde von Bukhari, Muslim, Nasai, Ibn Majah, Imam Ahmad, Abdur Razzaq, Humaidi, Baihaqi, Tabarani, Ibn Sad, Ibn Mardayah, Ibn Abi Shaibah, Hakim, Abd bin Humaid und anderen Traditionalisten (d.h. Hadithensammlern) aufgrund von Aussagen der Hadrat Aishah, Hadrat Zaid bin Arqam and Hadrat Abdullah bin Abbas bestätigt."

Schon bevor Muhammad die erste Offenbarung empfing,

"sah er prophetische Träume und hörte unsichtbare Stimmen und Rufe" (Mishkat IV, Seite 354).

Seltsam für uns ist der Test, den Khadija, die erste Frau Muhammads, anwandte, um die Quelle der ersten Offenbarungen zu identifizieren. Sie bat Muhammad, sie davon in Kenntnis zu setzen, wenn der Engelsbote wieder erscheinen würde, den niemand außer Muhammad sehen konnte. Diesmal geschah es offensichtlich nicht im Traum. Auf die Ankündigung, dass Gabriel gekommen sei, sagte sie:

"Steh auf... und setze dich auf meinen linken Schenkel! "

Der Apostel tat, wie ihm geraten war, und sie sagte: "Kannst du ihn noch sehen? " - "Ja", antwortete er. Das gleiche wiederholte sich auch auf dem rechten Schenkel mit dem gleichen Ergebnis. Daraufhin bat sie ihn, sich ganz auf ihren Schoß zu setzen, mit gleichem Resultat. Nun enthüllte sie ihre Gestalt und warf ihren Schleier weg, während der Apostel auf ihrem Schoß saß. (Nach dem Bericht von Abdullah ibn Hasan ließ sie den Apostel Gottes unter ihr Hemd kommen). Darauf entfernte sich Gabriel (ebenda, Vers 154). Der Bericht endet damit, dass Khadija nun davon überzeugt war, dass es ein Engel Allahs und nicht Satan gewesen sei, denn Satan wäre nicht so schamvoll und diskret gewesen.

Wenn wir all diese keineswegs spärlichen Berichte der Hadithen betrachten, gewinnt ein Bild Gestalt. Jeder, der mit spiritistischen Phänomenen vertraut ist, weiß um gewisse Geschehnisse, die man bei spiritistischen Sitzungen oder im Umgang mit spiritistischen Medien erwarten kann: Okkulte Phänomene schon in der Kindheit, Tagträume, das Hören von Stimmen und Rufen, starke Schweißausbrüche im Trancezustand und darauffolgender Erschöpfungszustand und Ohnmachtsanfälle - sind durchaus "normale" Begleiterscheinungen. Aufschlussreich ist auch Muhammads Zustand, der dem eines Berauschten oder Betrunkenen glich. Jeder Mensch in tiefem Trancezustand hat dieses Aussehen. (wiederholt konnte der Schreiber selbst davon Zeuge sein).

All dies mag auch erklären, warum Muhammad eine so radikale Ablehnung der Kreuzigung Jesu und gegenüber jedem Symbol eines Kreuzes zeigte. Von Waqidi wird dazu berichtet, dass

"Muhammad in Bezug auf die Form des Kreuzes eine solche Abneigung hatte, dass er alles zerbrach, was in sein Haus gebracht wurde und diesem ähnelte" (Dictionary of Islam, Seite 63).

Es ist für uns geradezu Gotteslästerung, wenn wir lesen, was alles als "Offenbarung" gegeben wurde:

"Saudâ (eine von Muhammads Frauen, G. N.) ging auf das Feld, um ihre Notdurft zu verrichten. Sie war eine schwergewichtige Dame und sehr groß, so dass sie sich nicht leicht verbergen konnte... Umar B. Khattab sah sie und sagte: ´Saudâ, bei Allah, du kannst dich nicht vor uns verbergen.´ Sie kehrte darum zurück. Allahs Bote war zu der Zeit in meinem (Aischas) Haus. Er aß sein Abendmahl und hatte einen Knochen in seiner Hand. Sie (Saudâ) kam und sagte: ´Gesandter Allahs, ich ging hinaus und Umar sagte so und so zu mir.´ Sie (Aischa) berichtete: ´Da kam eine Offenbarung und dann war sie vorbei, der Knochen war noch in seiner Hand und er hatte ihn nicht weggeworfen, und er sagte: ´Es ist dir erlaubt nach draußen zu gehen, um deine Notdurft zu verrichten.´ " (Sahih Muslim III, Seite 1186).

Wenn man ein so wichtiges Thema wie okkulte Phänomene, bzw. Inspiration, behandelt, darf man eine wichtige Begebenheit aus der Kindheit Muhammads nicht vergessen. In der ´Siratu´l Rasûl´ (Verse 105-106) von Ibn Ishaq wird uns berichtet, dass der Ehemann von Muhammads Amme Halima zu dieser sagte:

"´Halima, ich fürchte, dass dieser Junge krank ist, deshalb bring ihn wieder zu seinen Angehörigen, ehe sich die Krankheit bei ihm weiter ausbreitet.´ Als Halima ihn zu seiner Mutter Aminah brachte, war sie überrascht und sagte: ´Hast du Angst, dass er vom Satan besessen ist?´ Die Amme gab zu, dass sie das meinte.´ "

All diese Begebenheiten lassen in uns ernsthaft die Frage nach der Quelle der Inspirationen Muhammads stellen.

"Lässt die Quelle aus einem Loch süßes und bitteres Wasser fließen?" (Jak. 3,11).

Wir sind uns bewusst, dass dies einen schier ungeheuerlichen Gedanken für jeden Muslim darstellen muss, und darum sprechen wir ihn wirklich nicht leichtfertig aus. Doch deuten alle Zeichen darauf hin, dass es sich, zumindest zeitweise, um okkulte Quellen gehandelt haben muss. Es bedarf eines besonderen Willens zur Offenheit und Ehrlichkeit, diese Gedanken zumindest zu erwägen und zu prüfen, denn wie die "satanischen Verse", so sind alle okkulten Inspirationen von unten eingegeben.

Die islamische Prädestinationslehre

Das Wort ´Prädestinationslehre´ ist auch in der christlichen Theologie nicht unbekannt. Ihr wurde vor allem durch Calvin eine gewisse Prominenz gegeben. Die islamische Prädestinationslehre steht jedoch auf anderem Boden. Man täte gut daran, sie Prädeterminationslehre zu nennen. Wir wollen einen kurzen Einblick in diese Lehre nehmen und dann überlegen, ob sie dem Wesen Gottes entspricht.

Der bekannte islamische Theologe Risaleh-i-Barkhawi schrieb einmal:

"Gott ist der Handelnde, er ist in der Tat der einzige, der überhaupt etwas tut. Wenn ein Mensch schreibt, dann legt Gott ihm das zunächst in den Sinn, dann gibt er ihm die Kraft zum Schreiben, setzt die Hand mit der Feder in Bewegung und lässt das Schriftbild auf dem Papier erscheinen. Alles ist passiv, Gott allein ist aktiv."

Im Arabischen wird das Wort qadar (oder die Ableitung taqdir), mit der theologischen Bedeutung ´vorherbestimmt´ (Kismet, Schicksal) gebraucht. Sure 9,51 drückt das treffend so aus:

"Uns wird nichts treffen, was nicht Gott uns vorherbestimmt hat."

Diese Vorbestimmung wird vom Willen Allahs bewirkt:

"Er verzeiht, wem er will, und bestraft, wen er will. " (Sure 5,19)

Seit Anbeginn haben muslimische Theologen versucht, diese Lehre anhand des Koran und der Hadithe zu interpretieren. Das resultierte zwangsläufig im Ausschluss eines freien Willens seitens der Menschen. Das bedeutet nichts anderes, als ihre Unfähigkeit, moralische oder auch andere Entscheidungen zu treffen. Alfred Guillaume führt das so aus:

"Es gibt Texte, die eindeutig feststellen, dass der Mensch für sein Handeln verantwortlich ist, obgleich der größte Anteil der Texte definitiv aussagt, dass alles vorherbeschlossen ist. Die Mutaziliten (eine frühislamische Sekte) befassten sich mit diesen Texten, aber schwächten die Aussagen über die Prädestination ab. Dennoch kann nicht geleugnet werden, dass die Orthodoxie den Koran auf ihrer Seite hatte, wenn sie geltend machte, dass die Prädestination durch Allah absolut sei. Diese Ansicht wird von allen Kapiteln über die Prädestination in den Büchern der kanonischen Tradition getragen. Nicht eine einzige Aussage von Muhammad wird dort erwähnt, die dem Menschen Handlungsfreiheiten einräumt. Alles ist von Anbeginn vorherbestimmt, und das Schicksal eines Menschen steht fest, ehe er geboren wird ... Die orthodoxe Reaktion auf die Lehre vom freien Willen des Menschen war seltsam. Die Mutaziliten wurden Dualisten genannt, weil sie durch ihre Annahme, dass der Mensch Macht über sein eigenes Handeln hat, diesen gleichsam zum Schöpfer seiner Werke erklärten und somit die Allmacht Gottes beschränkten." ("Islam", von A. Guillaume, Seite 131).

Das wirft natürlich die Frage der Verantwortlichkeit auf. Sind wir Menschen für unser Tun verantwortlich, selbst wenn wir keinen Einfluss darauf haben?

In einem "himmlischen" Streitgespräch zwischen Adam und Mose (!), von dem in den Hadithen berichtet wird, ("Sahih Muslim", Seite 1396-1398) argumentiert Mose gegenüber Adam:

"Du bist unser Vater und hast uns doch ins Elend gestürzt. Du bist schuldig daran, dass wir aus dem Paradies vertrieben wurden. Adam erwiderte ihm: ... ´Du beschuldigst mich einer Handlung, zu der mich Gott 40 Jahre bevor ich geschaffen wurde, vorherbestimmt hatte!´"

Wir müssen wissen, dass all diese Hadithen Aussagen Muhammads darstellen. Abu Huraira, ein Gefährte Muhammads, berichtet, dass Allahs Gesandter sagte:

"Wahrlich, Allah hat selbst das Maß an Ehebruch festgesetzt, den ein Mensch begeht, und das muss er zwangsläufig erfüllen", oder, wie eine andere Hadithe es formuliert, "dem kann er nicht entfliehen." ("Sahih Muslim" IV, S.1396-1398).

Die "Interpretation" dieser Aussage finden wir in einer Anmerkung (2900) dazu:

"... Die simple und klare Bedeutung dieser Hadithe ist, ... dass jedem Menschen ein gewisses Maß an Sexualität innewohnt, der in ihm ein sexuelles Verlangen erweckt, dem er sich nicht entziehen kann. "

Der Kommentator hat in dieser Fußnote bewusst die Bedeutung des Hadithtextes übersehen, denn niemand ist so einfältig, dass er Sexualität und Ehebruch nicht zu unterscheiden vermag.

"Orthodoxe Sunniten (Aschariten) sind der Ansicht, dass alle göttlichen Schriften, sowie der Wille Allahs für alle Geschehnisse, auf himmlischen Tafeln in Ewigkeit aufbewahrt sind. Allah will das Gute und das Böse. Der Mensch tut zwangsläufig, was Allah beschlossen hat. Allah kann einen Menschen nach seinem Ermessen ins Paradies einlassen oder aber ihn in die Hölle werfen" (´Dictionary of Islam´, Seite 472 ff.).

Der Koran stimmt dem völlig zu:

"Wahrlich, dies ist eine Ermahnung. Wer ernstlich will, der mache sich auf den Weg zu seinem Herrn; aber ihr könnt es nicht, es sei denn Allah will es" (Sure 76,30-32).

Die Mutaziliten waren der Ansicht, dass der Mensch einen freien Willen haben muss, wenn er für sein Handeln verantwortlich gemacht werden soll. Sie wurden vom orthodoxen Islam als Ketzer abgestempelt und eliminiert. Der erwähnte Text aus Sure 76 wurde von den Ashariten als Argument gegen die Mutaziliten verwandt. Im Gegensatz zu den Mutaziliten leugneten die orthodoxen Jabrianer (von jabr = Zwang) jegliche Möglichkeit eines freien Handelns seitens des Menschen ab. Sie waren der Ansicht, dass ein Mensch notwendigerweise durch den imperativen Willen Allahs keine Wahl hat, als so zu handeln, wie er es eben bestimmt. Allah kann, wenn er es so will, alle Menschen ins Paradies einlassen oder sie in die Hölle werfen. Das alles wird durch folgende Aussage unterstrichen:

"Nichts in der Welt kann geschehen, ob es sich auf die Zustände und Werdegänge aller Dinge, das Gute oder Böse, Gehorsam und Ungehorsam, Glaube und Unglaube bezieht, das nicht in den geschriebenen Tafeln der Verordnungen Allahs festgelegt ist" (´Dictionary of Islam´ von T. P. Hughes, Seite 472-473).

Um unser Problem in seinem ganzen Ausmaß zu erfassen, wollen wir einen Kommentar zu einer Hadithe zu Wort kommen lassen ("Mischkatu´l Masabihu´l Masabih" Bd. III, Seite 93-121):

"Die starke muslimische Solidarität, die der Prophet so mühsam aufgebaut hat, ist durch die heftigen Kontroversen über diese Frage stark geschwächt worden. Das liegt daran, dass es im Koran und in den Hadithen sich offensichtlich widersprechende Ansichten über dieses Thema gibt. Einerseits unterstützen die Schriften die Lehre von der Freiheit der Willensentscheidung und die sich daraus ergebende Verantwortlichkeit für das Handeln eines jeden Menschen. Andererseits betonen sie, dass es nur Allah ist, der führt und irreführt, wie es ihm gefällt, und dass das Schicksal des Menschen, und alles andere damit auch, ihm schon vor seiner Erschaffung vorherbestimmt war. Unter den frühen Muslimen (und wir sollten ihre Ansichten gut studieren, da sie uns viel besser mit der ursprünglichen Form des Islam vertraut machen können, als zeitgenössische Interpreten es tun G.N.) gab es zwei extreme Denkschulen - die Zabariyas und die Qadriyas. Erstere sind der Ansicht, dass Gott der Urheber aller Handlungen des Menschen ist, ohne dafür verantwortlich zu sein. Sie behaupten, dass der Mensch machtlos und somit unfähig ist, etwas gegen seine Bestimmung zu tun, die schon vor seiner Erschaffung festgelegt war. Sie zitieren aus Sure 57,23: ´Kein Missgeschick kommt über die Erde oder euch, es wäre nicht schon vorher, ehe wir es entstehen ließen, in dem Buch (ewigen Ratschlusses) aufgezeichnet gewesen´." ("Mischkatu´l Masabih" III, S. 94).

"Die Qadriyas und später auch die Mutaziliten, behaupteten dagegen, dass der Mensch absolute Freiheit der Willensentscheidung habe und folglich auch für sein Handeln selbst verantwortlich sei, und dass, wenn es nicht so wäre, Belohnungen für gute Taten und die Strafe für die Sünde völlig unerklärlich wären: ´Was immer für ein Unglück euch befallen mag, so erhaltet ihr es durch eurer Hände Werk´ (Sure 42,31).

"Die beiden genannten Ansichten stehen sich diametral gegenüber, und niemand kann eine befriedigende Lösung für dieses Problem finden ... Wir wollen jedoch versuchen, den offensichtlichen Konflikt in gewissem Maße in Einklang zu bringen und den Rest Gott zu überlassen." ("Mischkatu´l Masabih" III, S. 94).

So eine ´Lösung ´ gibt es leider nicht, jedenfalls wenn man dem Koran und den Hadithen gerecht werden will.

Wer diese Prädestinationslehre nicht annehmen will oder kann, steht massiven Drohungen gegenüber:

"Wenn du für den Weg Allahs so viel Gold geben würdest, wie der Berg Uhud hoch ist, so wird es Allah solange nicht von dir annehmen, bis du an Vorherbestimmung glaubst. Und wisse, was dir auch immer zustoßen mag, das ist nicht deine Schuld. Ganz gleich, welche Schuld du auf dich lädst, sie wird dir nicht schaden. Würdest du unter anderen Bedingungen sterben, würdest du in der Hölle landen ... " ("Mischkatu´l Masabih", Bd. III, Seite 113).

"Der Gesandte Allahs sagte: ´Wahrlich, der allmächtige und herrliche Allah legte fünf Dinge für jeden Menschen bei seiner Schöpfung fest: seine festgesetzte Zeit, was er tut, seinen Ruheplatz, seine Bewegungen und seine Versorgung´." ("Mischkatu´l Masabih", Bd. III, Seite 116-117).

"Der Heilige Prophet sagte: ´Allah schuf Adam ... Dann strich er über seine rechte Schulter und entnahm daraus eine weiße Rasse, die wie Samen war, und er strich über seine linke Schulter und entnahm eine schwarze Rasse, die wie Kohlen war. Dann sagte er zu denen, die aus seiner rechten Seite kamen: Hinein ins Paradies (mit euch). Und mich kümmert´s nicht.´" Und die Schwarzen wurden mit den selben Worten zur Hölle geschickt.

"Ich hörte den Gesandten Gottes sagen: ´Wahrlich, der Allmächtige und glorreiche Allah ergriff (eine Gruppe) mit seiner rechten Hand und eine andere mit der anderen Hand und sagte: Diese ist hierfür und jene dafür und mich kümmert´s nicht. ´und ich weiß nicht, zu welcher der beiden Gruppen ich gehöre" (Betonung durch G.N.). ("Mischkatu´l Masabih", Bd. III, Seite 117-118).

Es ist kaum möglich, im Rahmen dieser kleinen Studie viele weitere Zitate zu betrachten. Man kann jedoch schon jetzt ohne Schwierigkeit erkennen, was es mit der Vorherbestimmung auf sich hat. Wir erkennen auch das ungeheure Problem, dem Theologen gegenüberstehen, wenn sie alle diese Aussagen interpretieren wollen. Wir fürchten, dass ein aufrichtiger, gottesfürchtiger und suchender Mensch hier in seinem Glauben überfordert ist.

Es ist beängstigend zu sehen, wie die Allmacht Allahs im Islam dargestellt ist. Sie ist eine ständige Bedrohung für jeden Muslim, da er letztlich nicht mit einem Verhältnis von Ursache und Wirkung rechnen kann (obwohl er es trotzdem tut, weil er meint, durch gute Werke sein ewiges Schicksal beeinflussen zu können). Wenn selbst Muhammad zugeben musste, nicht zu wissen, wohin er gehen würde – welcher Muslim könnte es dann?

Noch beunruhigender ist die Lehre, dass die Menschen bestraft werden für etwas, worauf sie keinerlei Einfluss haben.

Nicht minder bedrückend ist die Darstellung Allahs, als des völlig abseits stehenden Zuschauers:

"Bei der Schöpfung nahm Allah einen Klumpen Lehm, teilte ihn in zwei Teile, warf einen Teil in die Hölle und sprach: ´Was kümmert´s mich.´ Dann warf er den anderen Teil in den Himmel und sagte: ´Was kümmert´s mich.´" (´Der Islam´ von Kellerhals, Seite 74 und ´Handwörterbuch des Islam´, Seite 247).

Gemeint sind offensichtlich die Menschen, die ja aus Lehm geschaffen wurden.

Eine Hadithe aus den Sammlungen von al-Bukhari und Muslim gibt uns mehr Einblick:

"Allah schuf Adam ... gründete aus ihm eine Familie und sagte: ´Ich habe diese Familie geschaffen ... für die Hölle, und ihre Taten sind von Leuten aus der Hölle.´ Dann fragte ein Mann den Propheten: ´Was für einen Nutzen haben dann gute Werke überhaupt?´ Er sagte: ´Wenn Allah seinen Diener fürs Paradies erschafft, werden seine Taten dem entsprechen, bis er stirbt. Und wenn Allah einen Menschen für das Feuer erschaffen hat, dann werden auch seine Taten wie die eines Menschen der Hölle sein; bis er stirbt und dann dort eingeht.´" (al-Bukhari LXXVII; 611, "Mischkatu´l Masabih" Bd. 3, Kapitel XXXII; 4 und 14).

Hier sind wenigstens Ursache und Wirkung erkennbar, doch leider auch außerhalb des Einflussbereichs des Menschen. Ursache: ein Mensch ist für den Himmel / die Hölle geschaffen. Wirkung: Sie tun gute / böse Werke. Weil alles durch Vorherbestimmung festgelegt ist, kann es auch keine Änderung dieses Status quo geben:

"Der Heilige Prophet sagte: ´Wenn du von einem Berge hörst, der sich von seinem ursprünglichen Ort hinwegversetzt hat, dann kannst du es glauben. Wenn du aber von einem Menschen hörst, der sein Wesen geändert hat, glaube es nicht, denn es (sein Wesen) wird zu dem zurückkehren, wie es geschaffen wurde!´" ("Mischkatu´l Masabih", Bd. 3, Kapitel XXXII, 32, 458 W).

Wir sind dankbar, dass auch hier die Bibel eine bessere Botschaft bringt:

"Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen. Siehe: Neues ist geworden!" (2. Kor. 5,17).

Ein Muslim befragte Muhammad einmal nach einer Hoffnung für die Ewigkeit:

"´O du Prophet Allahs! Ich glaube an dich und an deine Sendung. Bangst du dich um uns? ´ - ´Ja´, sagte er, ´denn die Herzen sind zwischen den beiden Fingern Allahs. Er verändert sie, wie er will.´" ("Mischkatu´l Masabih", Bd. 3, Kapitel XXXII; 20).

"Allah schuf seine Schöpfung in der Finsternis und dann ließ er sein Licht auf sie fallen und wer immer von dem Licht getroffen wurde, wurde von ihm geleitet, und wen es nicht traf, wurde verführt" ("Mischkatu´l Masabih", Bd. 3, Kapitel XXXII; 19).

Wir müssen echt staunen, dass Muslime, die solchen Lehren Glauben schenken, der biblischen Versöhnungslehre nicht glauben. Hier wird deutlich, wie sehr Denken von Erziehung und Umwelt beeinflusst wird!

Wie mag es wohl zu einer solchen Lehre gekommen sein? Eine Erklärung dafür ist nicht leicht. Die für ihn unverständliche Herzenshärte konnte Muhammad nur auf Allah selbst zurückführen. Sie verstieß nach seinem Verständnis gegen jede Vernunft. Von daher ist es nicht überraschend, dass viele seiner Aussagen diese Botschaft enthalten:

"Wenn wir es gewollt hätten, so würden wir jedem Menschen richtige Leitung gegeben haben; aber mein Wort muss wahr werden: ´Die Hölle will ich füllen mit den Geistern und den Menschen allesamt´" (Sure 32,14).

Der allmächtige Allah entscheidet, wer von seinen Geschöpfen zur Seligkeit berufen ist und wer zur Verdammung. Er ist der absolute Herr!

In Bezug auf die Ungläubigen lesen wir in Sure 2,7-8:

"Den Ungläubigen aber (für sie) ist es gleich, ob du sie mahnend warnst oder nicht: sie bleiben ungläubig. Allah hat ihnen Herz und Ohr verschlossen."

"Wen Allah leitet, der ist wohl geleitet, wen er in die Irre führt, der ist verloren. Viele der Dschinnen und Menschen schufen wir für die Hölle." (Sure 7,179-180).

"Wollt ihr wohl den auf den rechten Weg bringen, welchen Allah dem Irrtum anheimgegeben hat? Für den, welchen Allah irreführt, findest du nie den rechten Weg" (Sure 4,89).

"Hätte es deinem Herrn gefallen, so hätten alle Menschen nur eine Religion gehabt; aber sie sollen nicht aufhören, untereinander verschiedener Ansicht zu sein, nur mit Ausnahme derer, gegen die dein Herr barmherzig ist; denn gerade dazu hat er sie erschaffen; denn das Wort deines Herrn soll erfüllt werden: ´Ich will die Hölle mit Teufeln und Menschen zusammen füllen.´" (Sure 11,119-120).

"... doch Allah führt in den Irrtum, wen er will, und leitet, wen er will" (Sure 14:5).

Dies kommt auch in den Suren 35,9 und 74,32 zum Ausdruck. Wie man in solcher Situation noch von der Gnade und Barmherzigkeit Allahs sprechen kann, bleibt unbegreiflich.

"Allah allein ist im Besitz überzeugender Gewissheit, und hätte er gewollt, so hätte er euch geleitet" (Sure 6,150).

Einmal wurde Muhammad gefragt:

"Allahs Bote, was ist es nach deiner Meinung, was die Menschen in dieser Welt tun, wonach sie streben? Ist es eine beschlossene Sache, etwas ihnen Vorbestimmtes? Oder wird ihr Schicksal im Jenseits davon bestimmt, was die Propheten sie lehrten, wonach sie nicht handelten, und wofür sie die verdiente Strafe erhalten? "

Darauf sagte er:

"Natürlich geschieht es so, wie es durch die Vorbestimmung für sie beschlossen ist, und diese Ansicht wird durch den Vers des Buches Allahs, des Erhabenen und Glorreichen bestätigt: ´Bedenke die Seele und ihn, der sie vollkommen machte und ihr dann ihre Schlechtigkeit und Frömmigkeit eingegeben hat.´" (´Sahih Muslim´, Seite 1395).

Diese schreckliche Botschaft hat ihren Höhepunkt in einem Koranvers:

"Wenn Allah gewollt hätte, hätte er euch zu einer einzigen Gemeinschaft gemacht. Aber er führt in die Irre, und leitet recht, wen er will, und ihr werdet sicher (einst) Rechenschaft geben müssen über das, was ihr getan habt" (Sure 16,94).

Das ist eine totale Vorherbestimmung. Der Mensch wird verurteilt und verdammt für Dinge, die er zwangsläufig tun muss. Dies ist in der Tat völlige Ungerechtigkeit. Welcher Muslim kann sich angesichts dieser vielen Aussagen noch seines Lebens freuen? Wer kann sich voller Erwartung auf das Leben nach dem Tode freuen? Wer kann überhaupt noch eine begründete Hoffnung hegen?

Die moderne Literatur innerhalb des Islam und auch der volkstümliche Islam, neigen zu der Ansicht, dass der Mensch einen freien Willen haben muss. Dies stimmt sowohl mit der Bibel, als auch mit unserem Gerechtigkeitsgefühl überein. Aber diese Auffassung steht im Widerspruch zum Koran und den Hadithen.

Unterwerfung unter den Islam fordert Glauben an die Prädestinationslehre, und das ist nicht nur ein Vorherwissen Gottes, sondern Vorherbestimmung.

"Denn, wenn Allah nur wollte, er könnte sie ja alle auf den rechten Weg bringen. " (Sure 6,36)

Das Gottesbild im Islam

Wenn zehn Leute von Gott reden, haben sie sicher genau so viele Vorstellungen, wer und wie Gott eigentlich ist. Die Verständnisunterschiede wachsen ins Unendliche, wie es beispielsweise bei interreligiösen Gesprächen offensichtlich wird. Wir müssen versuchen, unsere jeweiligen Vorstellungen von Gott aus dem Spiel zu lassen, wenn wir danach fragen, wer Jahwe Elohim in der Bibel und wer Allah im Koran ist, ob es sich um den selben Gott handelt, oder ob die beiden wesensfremd voneinander sind.

Wenn wir fragen, wer Gott ist, muss zuerst die Frage gestellt werden, wie sein Wesen ist. Da man Gott nicht mit den Sinnen wahrnehmen kann, wird diese Frage von den respektiven Offenbarungsquellen beantwortet werden müssen. Dies wird uns auch zeigen, ob der Gottesbegriff der Bibel und des Islam deckungsgleich ist – oder nicht.

 

WER ODER WIE IST GOTT?

Der Koran geht davon aus, dass der Schöpfergott, der Gott Abrahams, Moses und Jesus, auch der Gott des Koran und somit auch des Islam, ist:

"Wir glauben an das, was uns, und an das, was euch (Juden und Christen) offenbart worden ist. Allah, unser Gott und euer Gott, ist nur einer, und wir sind ihm ganz ergeben." (Sure 29,47).

Allah war mit Sicherheit keine Erfindung Muhammads. Soweit man weiß, ist der Name eine Form von al-illah und bedeutet soviel, wie "der Gott". Es ist aber ebenso berechtigt, anzunehmen, dass der Name Allah vom alt-syrischen ´alaha´ (oder ´aloho´), abgeleitet worden ist. Dies war der Name Gottes, der von den dortigen Christen in ihren Liturgien gebraucht wurde. Er war allgemein, schon vor Muhammads Zeit, in Arabien bekannt. Das zeigt sich beispielsweise auch an dem Namen von Muhammads Vater. Er hieß Abd-Allah (Sklave Allahs). Der Name seines Onkels war Obeid-Allah.

"Der Koran selbst bezeugt die Tatsache, dass der alte Polytheismus nicht als eine wirkliche Religion angesehen werden kann und dass Allah als eine Art höchster Gottheit von den Polytheisten anerkannt wurde... Bei allem Widerstand gegen Muhammad begegnen wir kaum einer Verteidigung der alten Religion oder einem Argument, das für diese spricht. Der Koran verheimlicht die Einwände nicht, die von seinen Gegnern erhoben wurden. Es gibt aber keinen Hinweis auf eine Verteidigung des Polytheismus, von dem man sagen könnte, dass er auf einer Überzeugung beruhe... Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Heiden selbst eine Verbindung zwischen ihren speziellen Gottheiten und einer obersten Gottheit erkannten... Sie gingen davon aus, dass Allah der Schöpfer der Welt ist... Es scheint erwiesen, dass die Araber das Konzept einer obersten Gottheit hatten, die ihren Lokalgottheiten überlegen war und an die sie sich nur in Notsituationen gewandt haben." ("The Origin of Islam in its Christian Environment", von Richard Bell, Seiten 55-57).

Die sieben "Moallachat" (eine Gedichtssammlung) von Imra´ul Kays und die "Dewan" von Labid erwähnen den Namen Allahs ebenfalls.

Unsere muslimischen Freunde werden uns erklären wollen, dass der Name und Gottesbegriff "Allah" durch Abraham und Ismael nach Arabien kam, dass aber im Laufe der über 2500 Jahre, die bis zur Zeit Muhammads verstrichen waren, Allah seiner Bedeutung beraubt wurde, und schließlich unter den Gottheiten der götzendienerischen Araber nur einer unter vielen wurde. Auch wenn man diese Hypothese nicht als eine Möglichkeit ausschließen kann, ist sie nicht überzeugend. Wir sehen auch keine Erhärtung dieser These in der Behauptung, dass der Glaube der Hanifiten an den Gott Abrahams, auf Abraham selber zurückgehe. Die Hanifiten hatten zweifelsohne Kontakt mit Juden und Christen auf der arabischen Halbinsel, von denen sie die Geschichte Abrahams aus der Bibel kannten. Das wird sicher dadurch bestätigt, dass von den vier namentlich genannten Hanifiten, drei Christen wurden und der vierte bekannte, dass er den rechten Weg nicht kenne.

Wie wir schon beobachten konnten (im Kapitel ´Die Quellen des Koran´), wurde Gott in Arabien durch die Juden und Christen bekannt.

 

ALLAHU AKBAR! - ALLAH IST GROSS!

Im Islam steht die Allmacht Allahs im Vordergrund. "Allahu´akbar!" hallt es täglich tausendfach durch die Welt. "Allah ist groß!" hört man von den Minaretts in den Rufen zum Gebet und in allen Konfliktsituationen.

Fragen wir Christen, was wohl das hervorragendste Attribut Gottes ist, wird man wohl einstimmig hören: Gott ist Liebe! Weil Liebe und Geliebtsein ein Grundbedürfnis des Menschen ist, wird dieses Attribut heute auch von anderen Religionen übernommen. Es bleibt aber allein ein biblisches Bild Gottes, das man in keiner der anderen Religionen in dieser Form finden kann. Auch aus dem Koran kann man es kaum ableiten.

Um etwas über das islamische Gottesbild zu erfahren, ist es sinnvoll, orthodoxe islamische Theologen aus der Blütezeit des Islam über das koranische Gottesbild zu befragen, denn je näher man der Quelle ist, so reiner die Lehre.

Al-Barqawi († 1132 n. Chr.) schrieb in seiner Haft sifat:

"Wenn alle Ungläubigen gläubig würden, so hätte Allah keinen Gewinn davon. Andererseits, wenn alle Gläubigen vom Glauben abfallen würden, wäre das für ihn kein Verlust. Er tut, was er will, und was immer er will, geschieht... Alles, das Gute und das Böse, sind da, weil er es so will. Er will den Glauben der Gläubigen und die Frömmigkeit der Religiösen. Wenn er seinen Willen ändern würde, gäbe es weder Gläubige, noch Fromme. Er will aber auch den Unglauben der Ungläubigen und die Weltlichkeit der Bösen, und ohne diesen Willen gäbe es keinen Unglauben und auch nicht das Böse. Was immer wir tun, wird getan, weil er es so will, und was er nicht will, geschieht nicht... Er ist völlig frei zu wollen und zu tun, was er will; indem er Ungläubige erschafft und will, dass sie in diesem Zustand verbleiben... kurz in seinem Wollen, dass alles Böse existiert."

Diese Aussage deckt sich mit der Prädestinationslehre des Islam. Sie sagt uns, dass Allah souverän ist, was aber dann als Willkür verstanden wird. Das ist keine frohe Botschaft, denn damit ist konsequenterweise jeder Mensch dieser Willkür preisgegeben, ohne die Möglichkeit, dem zu steuern. Wenn ein Mensch eine Möglichkeit hätte, darauf zu reagieren, hätte dieser ja auch eine Macht, und dann wäre Allah nicht mehr ALLmächtig. Wir wollen die Lehre in diesem Kontext verstehen. Dass der Mensch keine Entscheidungsfreiheit hat, soll die Allmacht Allahs herausstellen.

Jeder Ordnungsstaat braucht Gesetze, die festlegen, was recht und was unrecht, gut oder böse ist. Der Staat, mit Hilfe des Gerichts und der Polizei, hat die Pflicht, Gesetzesübertretungen zu ahnden. Ein gerechter Richter wird schuldig befundene Leute zu einer angemessenen Strafe verurteilen. Er darf keinem Straffälligen die Sühne nach eigenem Ermessen erlassen. Das kann man auch auf Gott und sein Reich beziehen.

Sowohl in der Bibel, als auch im Islam, ist Gott der Gesetzgeber und wird als der heilige und gerechte Weltenrichter anerkannt und verehrt. In seiner Hand ist sowohl die legislative, wie auch die exekutive Gewalt. Wenn wir hier einmal die Prädestinationslehre ausklammern, stimmen Christen und Muslime überein, dass, wer vor dem Gesetz schuldig wird, damit unter Beweis stellt, dass er Gott mit Gleichgültigkeit, Nachlässigkeit oder gar Unverschämtheit begegnet und ihn damit missachtet und verletzt. Jeder Mensch hat sein Leben Gott gegenüber zu verantworten. Darum wirkt sich auch unser Handeln in diesem Leben auf die Ewigkeit aus. Wer sich hier von Gott löst, ist auch dort ohne Gott, und das nennen die Bibel und der Koran Hölle.

Nun wird Gott, sowohl in der Bibel als auch im Koran, der Erbarmer, der Gnädige und der Liebende genannt. Jede Sure des Koran, außer einer, beginnt mit den Worten: "Im Namen Allahs, des barmherzigen und gnädigen...". Was bedeuten diese Worte in der Praxis?

Das kommt, vielleicht typisch, aus der Feder des ibn Hazm (um 1000 n.Chr.) zum Ausdruck, der versuchte, die Allmacht Allahs mit dessen Barmherzigkeit zu vereinbaren:

"Während der Koran den Namen Allahs erwähnt, was so viel bedeutet wie ´der Barmherzigste von allen, die barmherzig sind´, so kann das nicht bedeuten, dass er barmherzig ist, so wie wir das Wort verstehen. Denn Allah ist ganz offensichtlich nicht barmherzig. Er quält seine Kinder mit allen Arten von Krankheiten, Krieg und Sorgen. Was versteht denn der Koran darunter? Einfach, dass ´barmherzig´ einer von Allahs Namen ist. Ein Name muss nicht unbedingt eine Beschreibung Allahs beinhalten oder ein gewissen Licht auf sein Wesen werfen. Wir müssen den Namen gebrauchen, weil er im Koran steht, und wir dürfen nicht so tun, als wüssten wir, was er bedeutet... Das Wort, das ursprünglich im Koran gebraucht wurde, muss in jenen Tagen eine andere Bedeutung gehabt haben, die wir heute eigentlich nicht mehr verstehen können. Trotzdem müssen wir fortfahren, das Wort zu gebrauchen, weil wir die Worte des Korans nicht ändern dürfen."

Der Mensch, ja, die ganze Schöpfung ist gleichsam ausgeliefert. Eine liebevolle Hinwendung Gottes zu dem ihn suchenden Menschen ist lehrmäßig vom Koran her nicht denkbar. Al-Ghazzali (auch um 1000 n. Chr.) bestätigt das:

"Liebe bedeutet, dass jemand ein Bedürfnis nach dem geliebten Menschen verspürt. Da man aber Allah nicht nachsagen kann, dass er ein Bedürfnis dieser Art habe, ist es unmöglich, dass Allah liebt."

 

DIE HEILIGKEIT UND DIE LIEBE GOTTES

Es finden sich aber doch Koranverse, die von der Liebe Allahs sprechen. Auch einer der ´99 hervorragendsten Attribute Allahs´, al wadud , der Liebende, drückt das aus. Doch auch hier müssen wir den Unterschied zu dem entsprechenden Begriff in der Bibel erkennen, denn nach dem Koran ist die Liebe Allahs konditional. Allah liebt:

Sure 2,196: "...die, welche Gutes tun" (auch 5,14).

Sure 3,135: "... die guten Menschen".

Sure 2,223: "... die bekehrten Gläubigen und Reinen". (siehe auch Sure 9,108).

Sure 19,97: "...die glauben und das Gute tun".

Sure 3,32: "...die Muhammad gehorchen".

Sure 61,5: "...die für seine Religion...kämpfen".

Sure 49,10: "... die Gerechten"(auch 60,9)

Sure 9,4 & 7: " die ihn fürchten".

Die Liste derer, die Allah nicht liebt, ist länger:

Sure 2,190: "...die Übertreter" (auch 5,88).

Sure 28,77: "...die sich (ihres Glücks/Reichtums) freuen".

Sure 5,65: "...die Übeltäter".

Sure 2,277: "...die Gottlosen".

Sure 8,59: "...die Treulosen".

Sure 6,142: "...die Verschwender".

Sure 7,32: "...die Ausschweifenden".

Sure 7,56: "...die Frevler" (auch 3,141).

Sure 42,41: "...die Ungerechten".

Sure 4,37: "...Stolze, Prahler und Hochmütige" (auch 16,23).

Sure 31,19: "...anmaßende und prahlerische Menschen".

Sure 57,24: "...die Stolzen und Ehrsüchtigen".

Sure 30,46: "...die Ungläubigen".

Sure 22,39: "...die Treulosen und Ungläubigen".

Sure 4,108: "...den sündhaften Betrüger".

Jeder rechtschaffene Mensch wird damit übereinstimmen, dass eigentlich dieses Nicht-geliebt-werden verdient ist. Aber wer hätte Gottes Liebe und Zuwendung schon verdient?

Die Bibel steht dazu in scharfem Kontrast. Der Koran stellt Allah als den allmächtigen Herrscher dar. Man begegnet ihm nur als unterworfener. Die Bibel offenbart Gott zwar auch als den Allmächtigen, aber nicht als den kapriziösen, willkürlichen Herrscher, sondern als den Vater.

Jesus lehrte ja oft in Gleichnissen. Eines der bekanntesten ist das Gleichnis von einem Vater und seinem "verlorenen Sohn" (Lukas 15,11 ff). Einer seiner zwei Söhne forderte sein Erbteil und verprasste es in der Fremde in Saus und Braus - bis weder Geld noch Freunde übrig waren. Um überleben zu können, musste er sich als Schweinehirt verdingen. Als er dann im Dreck des Stalls seine Lage ehrlich überdachte – ging er in sich und kam zu sich. Die Bibel bezeichnet solch einen Prozess als ´Buße´, was man heute besser mit Umkehr übersetzen sollte.

Der junge Mann hatte aber nicht nur Selbstmitleid indem er seine Situation beklagte, sondern er machte eine Bestandsaufnahme. Er verglich seine gegenwärtige Situation mit der, die er hätte haben können und sollen. Das war ernüchternd und beschämend. Aber dabei blieb es nicht. Er ging einen Schritt weiter und fasste einen Entschluss: "Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: ´Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir und bin nicht wert, dass ich dein Sohn heiße´."

Er wollte lieber seines Vaters Knecht sein, als da, wo er nicht zuhause war, die Säue zu hüten. Er wollte nicht mehr hungern und im Schmutz leben. Er wollte zum Vater, nach Hause, wo er hingehörte! Wir verstehen die dahinterstehende Symbolik und das Anliegen.

Das war ein guter Entschluss. Vielleicht haben wir so etwas auch schon mal getan. Doch der junge Mann blieb nicht bei diesem Entschluss stehen. "Er machte sich auf und ging zu seinem Vater," sagte Jesus. Zu seiner großen Überraschung hielt der Vater Ausschau nach ihm. Was noch erstaunlicher war, er erkannte den heruntergekommenen Dreckspatz sogar wieder.

Hoch zu Ross und voll toller Pläne und Erwartungen war er zuversichtlich losgezogen. Jetzt kehrte er schmutzig, abgerissen und in stinkenden Lumpen heim. Trotzdem lief der Vater ihm entgegen, umarmte und küsste ihn gar. Der Sohn fing an: "Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir und bin nicht wert, dass ich dein Sohn heiße...." Aber er konnte seine Worte nicht einmal zu Ende sprechen, da ließ der Vater ihm schon die besten Kleider anlegen. Das ist eine symbolische Geste, um den Schmutz des Sohnes zuzudecken. Im Hebräischen hat das Wort ´bedecken´ die gleiche Bedeutung wie ´Versöhnung´.

Dann streifte der Vater ihm einen Ring auf den Finger, fährt die Geschichte fort. Auch das enthält eine Symbolik. Es war sicher eine Art Siegelring, der ihm den Status eines Sohnes zurückgab. Dann bekam er Schuhe an seine Füße, was bedeuten kann, dass er nun wieder ein freier Mann war, und kein Knecht. Und dann ließ sein Vater ihm ein Fest bereiten, denn "mein Sohn war tot, und ist wieder lebendig, er war verloren und ist wieder gefunden worden".

Es besteht kein Zweifel, dass der Weg nach Hause kein leichter war. Doch bei seiner Heimkehr wurde er bedingungslos vom Vater angenommen! "Ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünden nimmermehr gedenken", sagt Gott (Jer. 31,34). Am Tage des Gerichts wird es dann keine peinlichen Fragen geben, denn "die Strafe lag auf ihm (Jesus), auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt," sagte der Prophet Jesaja (53,5) über Jesus voraus.

Mit diesem Typ ´Sohn´ können wir uns alle identifizieren, es sei denn wir haben eine zu hohe Meinung von uns selbst oder eine zu niedrige Meinung von Gott, denn wer unter uns ist wohl sündlos? "Es ist hier kein Unterschied: sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten" (Röm. 3,22-23)

Der entscheidende Unterschied zur koranischen Auffassung von Vergebung ist, dass Gott nicht willkürlich vergibt, und dass Sünde gesühnt werden muss, ehe sie vergeben werden kann. Diese Sühnung hat Jesus für uns erwirkt. Es sind beglückende und erschreckende Worte zugleich, die Jesus aussprach: "Niemand kommt zum Vater, als nur durch mich!" (Joh. 14,6).

 

IST GOTT EINER ODER DREI?

Nun müssen wir aber ein sehr schwieriges Thema anschneiden, und das ist die Identität Jesu. Der Islam stellt Jesus zwar ein hervorragendes Zeugnis als Propheten aus, doch der Gedanke, dass Jesus mehr ist, als dieses (Sure 5,76), bewirkt Ärger oder Schrecken. Allah ist tauwied, einzig, allein! Er hat keinen Partner oder Teilhaber. Das anzunehmen wäre Ketzerei und Majestätsbeleidigung, und ist eine Todsünde.

Ist Gott einzig und allein – oder besteht er aus einer Dreiheit? Die Bibel ist an diesem Punkt sehr klar:

"Der HERR ist unser Gott, der HERR allein." (5. Mose 6,4).

"Du sollst keine anderen Götter haben neben mir... Ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott..."(5,7&9).

Das sagt das Alte Testament. Im Neuen Testament lesen wir: "Wir wissen, dass es... keinen Gott gibt, als den einen. Und obwohl es solche gibt, die Götter genannt werden, es sei im Himmel oder auf Erden, wie es ja viele Götter und Herren gibt, so haben wir doch nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm..."(1. Kor. 8,4-6).

Wie der Mensch, der als Ebenbild Gottes bezeichnet wird (1. Mose 1,27), eine ´Dreieinigkeit´ aus Körper, Geist und Seele darstellt, so stellt sich der eine Gott dar. Er stellte sich von Anfang an als Elohim vor. Wenn wir im Alten Testament das Wort "Gott" lesen, dann steht im hebräischen Text fast immer Elohim, was der Plural von Gott ist. Der eben zitierte Vers : "Der HERR ist unser Gott, der HERR allein", heißt im hebräischen Jahweh Elohenu Jahweh echad. Wort für Wort übersetzt hiesse das, ´der Herr unsere Götter, der Herr eins´. Das klingt natürlich falsch, ist es aber nicht. Der Prophet Jesaja macht dies verständlicher. Er schreibt von Jahweh, dass er, um bei seinem Volk zu sein und es zu erretten, ihr Yeschua (so wurde Jesus zu seinen Lebzeiten genannt) wurde, dass die Leute aber gegen ihn rebellierten und seinen heiligen Geist betrübten (Jes. 63,7-10). Yeschua ist aber mehr als nur ein Name. Das Wort bedeutet Retter oder Rettung. Der ebenfalls zitierte Vers: "wir haben nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm..."(1. Kor. 8,4-6), fährt dann fort: "und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn." Es dreht sich also offensichtlich nicht um mehrere Gottheiten.

Wir können Gott nun einmal nicht vorschreiben, wie oder was er zu sein hat. Er bleibt ihm vorbehalten, sich zu offenbaren, wie er ist. Wir sollten uns nicht an dem Wort ´Dreieinigkeit´ stoßen, wenn Gott sich so vorstellt, auch wenn wir ihn nicht ohne weiteres als solchen in unser Denkschema einordnen können. Der Ewige spricht zu Endlichen und in deren Sprache. Wirklich verstehen können wir ihn erst im Himmel.